Magdeburg erste Spuren als Handelszentrum lassen sich bis in die Anfänge der Stadt zurückverfolgen. Der kleine Handelsplatz an einer Furt gegenüber der Slawengebiete besaß zu Beginn des Mittelalters hohe Bedeutung.
Als Messestadt nahm Magdeburg Anfang des 20. Jahrhunderts richtig Fahrt auf. Die prosperierende Stadt erforderte ein damals zeitgemäßes Kommunikationszentrum. Dabei rückte der Fokus immer stärker auf den Stadtpark. Bis 1922 entstand hier ein Messe- und Ausstellungsareal. Erfolgreiche Expositionen wie Gewerbeschauen, Handwerksmessen, die Mitteldeutsche Messe für Siedlung, Sozialfürsorge und Arbeit MIAMA von 1922 oder die auf Vorschlag des Stadtbaudirektors Bruno Taut initiierte Messe „Der ZUCKER “ sind die hier zu nennen.
Ein absolutes Highlight in den 1920er Jahren bildete eindeutig die Theaterausstellung. Die Deutsche Theater-Ausstellung Magdeburg 1927 zählt zu den ambitioniertesten Projekten, die es je in ihrer Art gegeben hat. Das Konzept sah vor, Theater komplett – ohne jede lokale oder thematische Begrenzung – zum Ausstellungsobjekt zu erheben. Das Publikum sollte Stellung zum Phänomen Theater beziehen, seine „Kulturmacht“ erkennen und dem Theater zu neuem Aufschwung verhelfen. Nachdem Berlin Jahrzehnte lang als Kulturmetropole galt, kam nun auch die „Provinz“ groß heraus.
Bekanntestes und mit schönstes Beispiel ist die anlässlich der Theaterausstellung errichtete Stadthalle. Der Ansturm auf das 1927 eröffnete Gebäude war enorm und übertraf sämtliche Erwartungen – die kulturelle Welt blickte auf die Elbestadt. Gegenüber dem Dom, am Strom gelegen, entstand in kürzester Bauzeit die seinerzeit modernste Stadthalle Deutschlands mit einer der modernsten Orgeln Europas. Von einem „würdevollen Monumentalbau“ wird da geredet. Und in der Tat: dem Magdeburger Stadtbaurat Johannes Göderitz ist ein Baukörper gelungen, der Größe (22 Meter hoch, 100 lang und 50 breit) und Eleganz miteinander verbindet. Der Magdeburger Neue Bauwillen hat sein Werk für repräsentative Ansprüche geschaffen. Architektonisches Wahrzeichen im Stadtbild Magdeburgs ist der von Albinmüller entworfene Ausstellungsturm (seit 2012 Albinmüller-Turm) geblieben, der womöglich einzige „zweckfreie“ solitäre Turmbau der Architektur der Klassischen Moderne. Seine imposante Höhe von 60 Metern mit einer 15 Meter hohen Stahl- und Glaskuppel. Ebenfalls ein Albimüller-Werk ist das Pferdetor.
Die Magdeburger Schau zeigte Bühnenmodelle und Bühnenbilder. Außerdem vermittelte sie einen Überblick über die Entwicklung an deutschen Bühnen, über die Arbeit von Regisseuren, Bühnenbildnern und Architekten. Auch Kostüme, Masken, Regiebuch und Requisiten des Marionettentheaters waren zu sehen. Außerdem bot die Ausstellung, die sich in vier große Bereiche gliederte (Historische Abteilung, Künstlerische Abteilung, Kulturabteilung und Industrie- und Gewerbeabteilung) und alle dem Theater in irgendeiner Form verwandte Themenfelder abdeckte, Informationen zu Bühnenbetrieb, Beleuchtung und Ausbildung. 200 Tagungen und Kongresse innerhalb des Rahmenprogramms zur Welttheaterausstellung finden statt. Namhafte Dirigenten, Schauspieler und Kritiker geben sich die Klinke in die Hand, geben Workshops und treten bei Veranstaltungen auf. Das gesamte Ausstellungsgelände wurde überarbeitet und schmückt sich zu diesem Großereignis. Auf dem Adolf-Mittag-See gab es eine schwimmende Bühne für Ballettaufführungen.
Viereinhalb Monate dauerte die Ausstellung, die insgesamt eine Million Reichsmark verschlang und weiter Dauerkosten für die Stadt verursachte. Doch Magdeburg war für einen Augenblick kulturelle Weltstadt, die Kosten also eine Investition in Sachen Zukunft für die überregionale Bedeutung. Denn die Resonanz beim Publikum war überwältigend und übertraf sämtliche Erwartungen: Tausende und Abertausende kamen – und nach der Wiener Theaterausstellung von 1892 blickte die kulturelle Welt nun auf Magdeburg. Der Begründer des Welt-Theater-Vereins und Direktor des Theatre National Paris, Firmin Gernier, hebt 1927 Magdeburg als Kulturträger Deutschlands in den „Adelsstand“.