The Passion of Guitar

Reform Blankenburg363Ich bin ein musikalischer Dilettant. Das ist keine Schande, solange man sich damit nicht auf die Bühne traut. Das heißt, in meiner Schriftstellervorstellung ging ich natürlich davon aus, dass ein Musikant auch Jahre später noch die Leute kennt, die einst links oder rechts von ihm auf der Bühne standen.

Dem ist nicht so, habe ich im Schnelldurchlauf gelernt. Glücklicherweise gibt es eine Adresse auf New Zealand, bei der man erfahren kann, welcher Musiker in Magdeburg in welcher Band weiland gespielt hatte: Grete Fischer kennt sie alle. Fast alle. Grete Fischer? Klingelt da was? War das nicht der Gitarrist von „Reform“, noch früher der von „Quintessenz“? Korrekt.
Ich lernte ihn 1988 kennen. Da gab es im Bördedorf Groß Rodensleben die Elfhundert-Jahr-Feier und wir hatten „Charlies Crew“ zum Dorftanz engagiert, weil damals Grete mitspielte und der Pfarrer Stones-Fan war. „Charlies Crew“ – damals mit zwei Spitzengitarristen, spielte wunderbare Stones-Cover. Grete hatte eine unkomplizierte Art, die ihn mir auf Anhieb sympathisch machte. Unvergesslich ist auch die Nacht nach dem Eric-Burdon-Konzert im AMO, als Grete und Affe Schilanski im „Mancho Pancho“ spielten, und dann der Burdon-Gitarrist dazu kam. Die beiden Gitarristen schenkten sich nichts. Sie spielten sich buchstäblich „den Arsch ab“. Eine großartige Nacht.
Noch vor der Wende spielte er in einer Berliner Tanzkapelle mit, die meist um der Devisen willen im nichtsozialistischen Ausland spielte. Da erzählte er mir mal von einem Gitarreneinkauf im „Westen“: Der Verkäufer nahm sich die Gitarre und spielte dem vermeintlichen Interessenten das Instrument mit einem solchen Grade des Könnens vor, dass Grete meinte: Wer mit solchem Können Gitarren verkaufen muss, um leben zu können, der mache ihm vor, dass er da nicht von seiner Musik leben könnte.
Nach dem politischen Umbruch ging Grete nach Neuseeland. Was er hier macht? Er lebt auf Neuseeland. Er hat sich auf der Gitarre vervollkommnet und spielt neben Rock auch Swing, Funk, Jazz-Standards, Folk … Und er produziert in seinem Studio Alben. Wie gesagt, ganz nebenbei gibt er Auskunft, wer auf welchem Foto wann mitgespielt hat. Woran man sieht, wie gut es ist, wenn jemand weit weg von Magdeburg ist, sei es auch nur darum, sich bes-tens an zurückliegende Zeiten erinnern zu können. Ich würde ihn trotzdem gern mal in Magdeburg wieder live erleben wollen. Ludwig Schumann
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