Angehende Schwimmer und Karpfen waren im Becken des ehemaligen Stadtbades anzutreffen.
Die schwimmerische Tradition Magdeburgs war sicherlich der günstigen Lage an der Elbe mit einer frühen Badekultur zu verdanken.
Flussbäder und der Bau von Hallenbädern sowie die ersten Schwimmvereinsgründungen trugen dazu bei. Obwohl das 1860 in der Fürstenstraße errichtete Hallenbad mit einem Becken von 16 Metern in der Länge und acht Metern in der Breite für die betreibende „Aktiengesellschaft der Magdeburgischen Winterschwimm – und Badeanstalt“ ein finanzielles Fiasko war, plante man schon ein weiteres Schwimmbad. Das 1898 als Wilhelmsbad in der damaligen Spielgartenstraße, heute Maxim-Gorki-Straße, in Betrieb genommene Hallenbad hing schon nach wenigen Jahre am Tropf der Stadtkasse. Jährliche finanzielle Unterstützung flossen in die Kassen der Aktiengesellschaft.1921 übernahm die Stadt das Hallenbad komplett und renovierte es 1937 gründlich. Hier trainierten Schwimmgrößen unterschiedlichster Sportvereine. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde es nach zweijährigem Wiederaufbau 1949 als „Stadtbad“ eröffnet. 1988 wurde die älteste deutsche Schwimmhalle – bekannt auch als „Stadtpfütze“ – wegen Bauschäden für immer geschlossen.
Beliebt war in den heißen Sommermonaten vor allem das angeschlossene Freibad, das neben einem Wasserbecken auch Liegewiesen bot. Allerdings hatte dieses Freibad einen kleinen Makel – es war ständig überfüllt. Zu groß war die Nachfrage nach einem kühlen Bad und Entspannung bei Sport und Spiel.
Viele Magdeburger Schülerinnen und Schüler hatten im Stadtbad während des Sportunterrichts ihre ersten Schwimmunterweisungen. Den Auftrieb besorgten Korkbänder und knüppelharte Schwimmreifen, die Hautreizungen im Gürtelbereich verursachten. Und wer hier war, kennt auch das „blöde“ Umziehen nach erfolgten Schwimmlektionen. Vor allem im Winter klebten die Sachen und wollten nicht mehr auf die Haut. Als Belohnung gab es dann am Brauseautomaten für 20 Pfennig Brause im Pappbecher: Himbeer-, Orangen-, Zitronen- oder Waldmeistergeschmack. Vorausgesetzt, er funktionierte. Kurios auch der Parfümautomat im Foyer der „Stadtpfütze“. Zehn Pfennig hinein, einmal am Hebel ziehen und man war in Billigduft eingehüllt. Ein weiteres Novum im DDR-Magdeburg: Im Becken mit den 25-Meter-Bahnen ging es zum Jahresende tierisch zu. Vor Silvester konnte man darin lebende Karpfen beim so genannten Karpfenschwimmen fangen. (rf)
Fotos: Stadtarchiv Magdeburg