Der Reiz des Flusses: Baden im Strom und Erholung am Ufer.
Die Elbe war in Magdeburg die größte Badestelle. Ausgedehnten Strandbänke auf der Alten Elbe und die einladenden Ufer der Stromelbe zogen vor mehr als 100 Jahren die Einwohner in den Sommermonaten magisch an. Um der Sehnsucht nach Erholung Sorge zu tragen, entstanden im Laufe der Jahrzehnte Flussbadeanstalten.
In der Stromelbe waren schwimmende Badeanstalten zu finden. Sie glichen festverankerten Trögen mit einem nach unten offenen durch Gitter gesicherten Boden und aufgesetzten Umkleidekabinen und teils eigener Gastronomie.
Das erste Flussbad befand sich am Fürstenwall, musste aber 1813 abgerissen werden. 1840 eröffnete die stattliche, auf Flößen schwimmende Anstalt von Luis Sintenis und Heinrich Kayser. Das Suhrsche Strombad lag zunächst an der Westseite der Elbe (auf Höhe des heutigen Allee-Centers), dann oberhalb der Strombrücke und zuletzt auf Höhe der heutigen Jerusalembrücke. 1886 trat Emil Nordt auf den Plan und pachtete gleich die ganze Spitze auf dem Wolfswerder und errichtete hier die „Nodrt’sche Badeanstalt“.
Auch am Cracauer Wasserfall an der Alten Elbe lud eine Anstalt als Strandbad zum Schwimmen ein. Ebenso waren hier und am Nebenarm der Elbe die Anstalten „Magdeburg Riviera“ (Rothehornspitze) oder „Ostende“ (Werder) zu finden. In Fermersleben konnten sich Badegäste bei „Michaelis“ in die Fluten wagen. Der Fährmann Pauls Michaelis zog den ausgedienten Kettenraddampfer „Gustav Zeuner“ an Land und stattete ihn mit Umkleidekabinen und einer Gaststätte aus.
In Salbke war die Badanstalt „Köbel“ zu finden. Als städtisches Flussbad ist die Badeanstalt in Westerhüsen im Magdeburger Adressbuch aus den 1920er Jahren verzeichnet. Allerdings nur für „Schulen und besonders zugelassene Vereine“. 1913 eröffnete im Herrenkrug eine städtische Badeanstalt mit Umkleidekabinen, Restaurant und großer Rutsche, musste jedoch aus Geldmangel 1920 wieder schließen.
Nach dem ersten Weltkrieg schoss der Badebetrieb an den Flüssen regelrecht in die Höhe. Grund dafür war sicherlich auch der Wegfall der sittenstrengen Kleiderordnung – freizügig konnten die Elbestädter von Westerhüsen bis Hohenwarthe an den Ufern baden. Die Wasserqualität machte da noch keine Einschränkungen.
Allerdings war das Baden nicht ungefährlich. Jedes Jahr verzeichnete die Polizei tödliche Badeunfälle – teils aus Übermut, Waghalsigkeit, teils waren es Nichtschwimmer, die sich zu weit in die Strömung wagten. Bereits in den 1930er Jahren nahm die Verschmutzung der Elbe zu. Wer es sich leisten konnte, zog an die Ehle im Biederitzer Busch – das Badeparadies der gehobenen Schichten. Hier entstand das erste Naherholungsgebiet – mit transportablen Badelauben und Schicki-Micki-Flair. 1954 verloren die Flussbadeanstalten auf Grund der Verschmutzung an Bedeutung. Das letzte Schwimmbad namens „Katerbow“ schloss 1954.