… sie sei völlig genervt davon, dass sich ihr Freund stundenlang am Rechner mit Computerspielen beschäftigen würde. Sie müsse sogar ganz oft allein ins Bett gehen, weil er noch bis tief in die Nacht vor dem Bildschirm hockte. Warum Männer denn nie erwachsen werden würden, wollte sie wissen. Ich fand zunächst keine Worte. Wahrscheinlich war es Mitleid, das mich etwas blockiert hatte.
Ich stellte mir vor, wie sie allein vor dem Fernseher sitzt, während er im Nachbarzimmer am Computer daddeln würde. Ich fragte, ob es zwischen ihnen Streit gegeben hatte. Das verneinte sie. Und sie wetterte dann, dass der Typ total abhängig von diesem Blödsinn sei, er sich für nichts anderes mehr interessierte und sich kaum noch am gemeinsamen Leben beteiligen wollte. Da liegt aber etwas tief im Argen, sagte ich seufzend. Das wolle sie sich nicht mehr lange ansehen. Wenn sich nicht ganz schnell etwas änderte, kann er seine Sachen packen, schimpfte sie. Irgendetwas muss ihn doch in diese virtuelle Scheinwelt getrieben haben, bemerkte ich nachdenklich. Kerle sind doch alle Kinder. Sie brauchten immer ein neues Spielzeug. Erst wäre es das Auto, dann nehmen sie sich eine Frau. Wenn sie von der die Nase voll hätten, gingen sie mit Kumpels in die Kneipe, sitzen vor der Glotze oder eben dem Computer. Vielleicht ist die Frau manchmal wirklich nicht mehr sehr spannend, weil sie vielleicht häufiger shoppen geht als sich für seine Leidenschaften zu interessieren, meinte ich. Meine Ex plusterte sich auf: Ich solle gefälligst den Mund halten. Jetzt wolle ich ihr auch noch die Schuld dafür in die Schuhe schieben. Das sei mal wieder typisch Mann. Kerle würden nie etwas falsch machen. Ich wollte ihr nur signalisieren, dass meistens das Verhalten beider Seiten für die Entwicklung verantwortlich ist. Es könnte doch sein, dass sie ein paar Marotten an sich hätte, weswegen er den Rückzug wählte. Ich solle endlich aufhören, mich wie ein Therapeut aufzuspielen, und vor allem ihren Freund nicht noch in Schutz nehmen. Das wollte ich gar nicht. Es sei sicher viel besser, sie würde sich mit einer Freundin aussprechen. Die könne das Problem ganz bestimmt lösen.
Thomas Wischnewski