Von Wort-Coiffeur Lars Johansen
Als Friseur schaue ich mir ja sehr gerne den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf an. Ich weiß, es ist nur die Vorwahl, aber gerade dabei habe ich großes Vergnügen. Denn einer der ganz großen Favoriten bei den Republikanern ist Donald Trump.
Und dessen Frisur ist einfach ein Kunstwerk. Ungebändigt fliegt sein Haar durch die Gegend, als hätte ein liebeskranker Vogel versucht, in dieser Perücke eine Parodie auf ein Nest zu bauen. Dabei raunzt er Teilsätze durch die Gegend, die nicht nur seine allgemeine Ahnungslosigkeit untermauern, sondern auch von einer allgemeinen Dummheit zeugen, die ja auch hierzulande mittlerweile als Allgemeinbildung durchgeht. Mexikaner will er mit einer Mauer fernhalten und den Rest der Welt am liebsten gleich mit. Sein Frauenbild ist noch aus einer Zeit, als man die Herzensdame mit einem Keulenschlag auf den Kopf von seinen Qualitäten überzeugte. Selbst Neandertaler waren da intellektuell schon weiter. Das alles wäre ja nicht weiter bemerkenswert, wenn er in den Umfragen nicht so weit vorne liegen würde. Aber scheinbar kommen das Weltbild und die Frisur so gut an, dass neulich sogar der Lutz in meinem Salon aufschlug und nach einem Trump für seinen Trümper verlangte. Kurz, er wollte seine Frisur durch einen neuen Schnitt ersetzen, der ähnlich wirr werden sollte wie vieles von dem, was er in den letzten Wochen so von sich gegeben hatte. Menschen ändern ja gerne die Frisur, wenn sie ihr Leben geändert haben, damit sie so aussehen, wie sie sich jetzt fühlen. Und Lutz hatte sich verändert. Bei seinem Austritt aus der SPD sah er so angeekelt aus, als wäre er vor Jahren nicht in diese Partei, sondern in irgendetwas anderes rein getreten, was er sich jetzt endlich von den Schuhen kratzen wollte. Vielleicht war sein sechzigster Geburtstag schuld daran. Endlich konnte er der ständig nörgelnde Opa sein, den man möglichst frühzeitig ins Heim abschiebt. Und da schneide ich ihm doch gerne die Glatze, die dazu passt. In diesem Sinne: Der Nächste bitte.