Man könnte in diesem Jahr den Eindruck gewinnen, alles weihnachtliche Treiben und dessen Benennungen steht unter besonderer Beobachtung. Offensichtlich wollen vor allem jene, die sich ernsthafte Sorgen um den Bestand des christlichen Abendlandes machen, in Worten und Symbolen die Auflösung desselben erkennen.
So war beispielsweise der seit neun Jahren am Münchener Flughafen stattfindende „Wintermarkt“ harscher Kritik ausgesetzt. Auslöser war übrigens ein Profil bei Facebook, das anschließend verschwunden war. Der Schokoladenhersteller „Lindt“ wurde mit Entrüstung überzogen, weil der Adventskalender „1001 Nacht“ byzantinische Symbole zeigt. Das Unternehmen rechtfertigte sich öffentlich und erklärte, dass der Kalender bereits seit über zehn Jahren im Sortiment sei und nichts anderes widerspiegele als eine Verbindung zum Ursprung des Christentums.
Der Begriff „Christliches Abendland“ war hierzulande lange aus dem üblichen Sprachgebrauch verschwunden. Nun hat er wieder Konjunktur. Zu den wichtigsten und bedeutendsten Geschichten des christlichen Abendlandes gehören die Berichte von der Geburt des Jesus von Nazaret, dem Christus. Im Jahr 335 legte Papst Silvester den Termin dafür auf den 24. Dezember fest. Seitdem feiert das „Christliche Abendland“ Weihnachten.
In der Folge entstanden über die Jahrtausende hinweg eine Fülle von Bräuchen und Traditionen, die sich auch immer wieder veränderten. Reichen sie bis in unsere Zeit? Gibt es ein Bewusstsein für die abendländische Überlieferungen und ihre Bedeutung? Gisela Begrich sah sich auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt um und sprach mit Besuchern über deren Verständnis von Weihnachten. Ihre Fragen: Warum feiern wir Weihnachten? Würden Sie auch Weihnachten feiern, wenn es keine Geschenke geben würde? Würden Sie es bejahen, wenn Weihnachten in Winterfest umgewidmet würde? Etwa 50 Kinder, Frauen und Männern im Alter zwischen 10 und 75 Jahren gaben Auskunft. Alle Angesprochenen ließen sich auf einen Dialog ein.
Um es vorweg zu sagen, Überraschendes kam nicht zutage, jedoch es gibt Bemerkenswertes. Der Osten Deutschlands gilt schon lange als weitgehend entchristianisiert. Das widerspiegelte sich auch in den Antworten: Etwa ein Drittel der Befragten wusste, dass die richtige Antwort auf die Frage nach dem Grund für Weihnachten, Christi Geburt heißen muss. Wer jedoch erwartet hatte, dass die Alten zutreffend Auskunft geben konnten, die Jungen aber nicht, der irrte. Da wussten Zehnjährige und Teenager Bescheid, mehrere alte Damen jedoch antworteten, „weil man Zeit für die Familie hat“. Zwei Drittel aller befragten Besucher gaben dies als Grund an.
Auch bei den Antworten zur Geschenke-Frage, fiel immer wieder das Stichwort Familie. Selbst die Jüngsten gaben an, Weihnachten im Zweifelsfall auch ohne Geschenke feiern zu wollen, aber auf jeden Fall zusammen mit der Familie. Das wäre für den Handel sicher ein erschreckender Befund. Richtig ernst war so eine Bemerkung sicher nicht gemeint. Ein Junge bestand gegenüber seiner Mutter fest darauf, Geschenke zu bekommen und war erst beruhigt, als die Mutter ihm die Bescherung versicherte. Interessant wurde es bei Frage drei: Denn einer Umwidmung von Weihnachten in Winterfest standen die meisten Befragten gleichgültig gegenüber. Eine Frau kommentierte sogar: „Warum nicht, mal was Neues!“ Wobei ungewiss ist, ob man sich auf die Schnelle klar war, dass es in der Konsequenz dabei um eine Abschaffung von Weihnachten gehen würde. Ganz anders fiel die Bilanz aus, als Frage drei mit dem Zusatz versehen wurde: wegen der Muslime. Da kam spontan ein freundliches, eindeutiges Nein, oft verbunden mit der Anmerkung: „Die sollen ihre Feste feiern. Wir feiern unsere!“
Gisela Begrich/tw