Sport ist gesund – den Satz bekommt man oft zu hören. Bei Menschen, die mit bestimmten Erkrankungen zu kämpfen haben, wird dieser Satz allerdings manchmal skeptisch gesehen.
„Bei Personen mit Atemwegserkrankungen beispielsweise hält sich noch hartnäckig das Vorurteil, dass Sport zu anstrengend ist und die Anstrengung zu Beschwerden beim Atmen führt“, meint Margarete Borchardt. Sie ist eine von vier Übungsleitern beim Verein für Sporttherapie und Behindertensport 1980 Magdeburg e.V., die für die Atemwegsgruppen zuständig sind.
Und Margarete Borchardt weiß, wovon sie spricht. Die 23-Jährige leidet seit ihrer Kindheit an Asthma bronchiale. „Sicher ist das eine Beeinträchtigung der Lebensqualität, aber davon darf man sich nicht unterkriegen lassen“, meint die gebürtige Potsdamerin. „Und das Vorurteil, dass sich Sport und Atemwegserkrankungen nicht vertragen, wurde längst widerlegt.“ Es komme auf die Art und Weise der Beanspruchung an. „Regelmäßiger Sport verbessert bei jedem Menschen die Lungenfunktion und kräftigt die Atemmuskulatur. Also ist dies insbesondere bei Menschen mit Atemwegserkrankungen von Vorteil“, weiß Margarete Borchardt, die seit einigen Jahren in Magdeburg lebt und Sportwissenschaften studiert.
Aufgrund ihrer eigenen Erfahrung mit Asthma und weil sie gerne mit Menschen zusammenarbeiten möchte, hat sich die 23-Jährige für eine Spezialisierung in Richtung Gesundheits- und Rehabilitationssport entschieden. „Für mein Praktikum war ich auf der Suche nach einem Reha-Sportverein und bin so zum VSB gekommen.“ Seit 2014 ist sie beim Verein angestellt und leitet neben dem Master-Studium die Atemwegs- und andere Gruppen. Im Juli wurde ein neuer Atemwegskurs ins Leben gerufen, dessen Teilnehmer-Obergrenze bereits nach kurzer Zeit erreicht war. „Daran sieht man, wie groß der Bedarf an solchen Angeboten ist“, meint Margarete Borchardt und betont, dass sie auch nach dem Abschluss ihres Studiums den Fokus auf Sport bei Atemwegserkrankungen legen möchte. „Vor allem für Kinder und Jugendliche wird noch sehr wenig angeboten.“
Bei den Kursen des VSB 1980 steht nicht nur die Zusammenarbeit mit der Gruppe, sondern auch das Individuum im Mittelpunkt. „Es nehmen Menschen mit Asthma und anderen Atemwegserkrankungen teil. Auch Personen, die nach einer Operation nur noch einen Lungenflügel haben. Da kann man nicht mit allen dasselbe Programm durchziehen, zumal es immer auf die Tagesform ankommt“, schildert Margarete Borchardt. Daher werden vor dem Sport die Werte jedes Einzelnen gemessen. Puls und Blutdruck, aber auch die Ausatmungsgeschwindigkeit. „Dazu braucht man ein Peak-Flow-Meter, das den Luftstrom durch die Bronchien misst und damit Aufschluss über die Lungenfunktion gibt“, erklärt die Studentin. Anschließend trainieren die Teilnehmer – je nach Tagesform – am Ergometer, bevor die Studentin zum Gymnastik-Teil des Kurses übergeht. „Wir machen vor allem Übungen, die helfen, in Alltagssituationen – beim Treppensteigen oder beim Tragen von Einkäufen – die Atmung zu steuern und zu regulieren.“ So gibt es diverse Möglichkeiten, die Lungenkapazität zu steigern und die Beeinträchtigungen zu mildern. Sport tut eben doch gut… (th)