Auch kribbelt es hier manchmal so eigenartig, Schmetterlinge flattern herum, oder ein warnendes Gefühl macht sich da breit. Derartige Erlebnisse seien lediglich vom Gehirn in den Bauch projiziert, hieß es bislang. Ähnlich wie bei den „herzlichen“ Gefühlen. Gefühle wären nun mal allein Sache des Gehirns, vorrangig des Limbischen Systems. Regionen sind das, die sich gürtelförmig um den Hirnstamm winden. Zwar gibt es Nervenzellen auch im Bauch. Die Darmwand beherbergt davon etwa 100 Millionen, ein Promille der Menge also, die unser Gehirn aufbaut.
Wie man seit langem weiß, sorgen sie für die Bewegungen des Darmes, für die Ausscheidung von Enzymen in den Darm und den Transport der hier freigesetzten Nährstoffe in das Blut. Mehr und mehr aber wird nun klar, dass diese Nervenzellen auch unsere Gefühlslage beeinflussen. Einer der in der Darmwand gebildeten Signalstoffe ist das Serotonin. In das Blut ausgeschieden und im Gehirn an der richtigen Stelle angelangt, wirkt es als Glückshormon. Auch geht es uns auf höchster Ebene besch*), wenn wir etwas „Falsches“ gegessen haben. Die Mikroben im Darm sollen dabei wesentliche Mitspieler sein. In jedem Gramm Darminhalt leben mehr Bakterien als Menschen auf der Erde. Insgesamt sind das etwa 100 Billionen mit weit über tausend Arten. Der Darm eines jeden Menschen beherbergt davon mindestens 160. Man weiß das alles erst, seitdem sich das Mikrobiom des Darmes (Gesamtheit der hier lebenden Mikrobenarten) mittels gentechnischer Methoden analysieren lässt. Die Mikroben-Gesellschaft differiert nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch mit der Art der Ernährung. Es mehren sich Hinweise darauf, dass uns die Darmbakterien sagen, worauf sie Appetit haben. Auch dahingehend, dass es durchaus ein bisschen mehr sein sollte. Die Dickerchen unter uns können demnach gar nichts für ihre Pfunde, die Bakterien sind’s! Jedenfalls deuten manche Befunde darauf hin. Solche Bakterien können natürlich auch schlimme Darmkrankeiten verursachen, womöglich sogar Multiple Sklerose. Ein ungünstig zusammengesetztes Darm-Mikrobiom soll dafür als Initialzündung dienen. Und noch etwas: Bei einigen Krankheiten hilft die Übertragung von Stuhl Gesunder in den Darm der Darmkranken, eine „Mikrobiota Transplantation“. Werden damit, so muss man sich nun fragen, etwa auch Gefühle transplantiert?
Tipp: Nicht nur auf den Straßenverkehr achten, auch auf den im Darm! *) issen