Sex sells! Die Calvinisierung

336 256 ø24 008Ich bin ein langsamer Leser. Neulich doch im Internet, da las ich ein Statement von Katarina Barley. Nein, falsch! Die ist nicht vom gleichnamigen Zirkus, der mal aus dem Zirkus Alberti hervorging (apropos Zirkus, auch da gibt es etwas politisch Korrektes: „Stoppt Tierleid im Zirkus“). Ihr Zirkus heißt Sozialdemokratische Arbeiterpartei (deutsche Organisation gegen Arbeiterleid) und sie ist die Generalsekretärin, nachdem die Partei ihre Generalsekretärin mit Migrationshintergrund, also die Vorgängerin von Frau Barley, im Arbeitsministerium entsorgt hat.

Jedenfalls hat Frau Barley einen wichtigen Beitrag für die political correctness (Ordnungsgemäßheit) geleistet, indem sie sagte, dass die Flüchtlinge aus Marokko, Algerien und Tunesien wieder dahin sollen, wo sie herkommen, und da sie dort keiner zurück will, müsse man mit diesen Ländern ein Rücknahmeabkommen schließen. Das hätte die SPD mit Yasmin Fahimi als Generalsekretärin nicht wirklich überzeugend rüberbringen können. Da kann man mal sehen, was die Politik für Stolperfallen aufstellen kann, wenn man bei der Ämterbesetzung nicht aufpasst. Aber das ist gar nicht unser Thema. Frau Barley sagte auch:
„Geschlechtsdiskriminierende und sexistische Werbung ist leider in Print, Fernsehen, Internet und auf Plakaten selbst im Jahr 2015 noch Alltag. Das Benutzen der Frau als nacktes Werbebeiwerk muss endlich ein Ende haben.“ Das meine ich auch. Also wenn der Johann König im Fernsehen sagen darf: „Neulich fragte mich meine Freundin, was denn der Unterschied zwischen Comedy und Kabarett sei. Da habe ich gesagt: Zieh dich erst mal an. So kann ich nicht denken…“ Also das geht doch nicht. Was hat der Mann für ein patriarchalisches Menschenbild. Und dann soll es Männer geben, die sich am Anblick einer schönen Frau noch freuen können. Entschuldigung, aber das ist völlig an der Zeit vorbei gedacht. Wer auf ein solches Plakat schaut, der fasst natürlich auch am Kölner Hauptbahnhof… Sie sehen, wir nähern uns der Sache Schritt für Schritt. Das geht nicht. Im christlichen Abendland geht Sex überhaupt nicht. Wir haben es geschafft, dass die Raucher sich vor der Tür den Arsch abfrieren dürfen. Wir wollen keine Drogen außer Alkohol und Kaffee, weil, die sind wir gewohnt. Aber, ja, natürlich, die sind natürlich auch schlimm. Die haben in der Zone ja nur Schnaps getrunken, Hochprozentigen, um das Elend zu vergessen. Aber das Elend ist vorbei. Jetzt tut es auch ein ordentlicher Brottrunk, um mal fröhlich zu sein. Aber die Sache mit dem Sex ist noch geblieben. Sie wissen doch auch, dass das nicht ging, wie die Achtundsechziger sich da einst benahmen, wie die Karnickel, um mit dem Papst zu reden, wobei der die Quantität der Vermehrung meinte, wir damals eher die Qualität des via Pille verhinderten Zeugungsaktes. Und nun gibt es eben dieses Relikt patriarchalischen Denkens, diese Sex-sells-Losung in der Werbeindustrie. Da schauen einen so teilentblößte Damen von den Wänden an. Oder aus dem Fernsehen. Uns hat das nicht erschüttert, wir gingen mit unseren Kindern sogar nackt baden. Geht natürlich auch nicht mehr, der Sittlichkeit wegen. Außerdem hatten wir noch nicht das richtige Bewusstsein. Das geht gar nicht, wenn wir im Management die Frauenquote einführen, und auf den einschlägigen Plakaten schaut uns eine Dame in Unterwäsche an. Wie sagte mein Vater immer: „Wenn du mal Angst vor deinem Chef hast, stell ihn dir einfach in Unterhosen vor.“ Verstehen Sie? Also die Damen müssen weg, weil sonst der Respekt vor den höhergestellten Damen möglicherweise in die Binsen geht. Und dann sind da unnötigerweise auch noch Frauen mit Migrationshintergrund an den U-Bahn-Wänden, vielleicht sogar maximalpigmentierte.
Wir müssen die Republik aufräumen. Wir machen das auch, Schritt für Schritt. Deshalb brauchen wir ein solches Gesetz. Berlin geht da mit gutem Beispiel voran. So hat das Bezirksparlament von Friedrichshain-Kreuzberg beschlossen, dass „die Präsentation von diskriminierender, frauenfeindlicher und sexistischer Außenwerbung auf bezirkseigenen Flächen nicht zulässig ist“, berichtet die taz. Magdeburg könnte folgen: „Otto schweint nicht rum!“ oder als Aktion: „Otto soll nicht rot werden!“ Das ist die Aktion, die Trümper mit seinem Austritt begonnen hat. War ja ein großer Auftritt, der Austritt auf der Zielgeraden. Hat noch mal deutlich gemacht, dass die SPD keine Partei ist, die verliert, sondern eher eine verlorene Partei ist. Aber das ist nicht unser Thema.
Kennen Sie Calvin? Nein, nicht Calvin Klein. Johannes Calvin meine ich, den Genfer Reformator (1509-1564). Der Begründer des Calvinismus. Ähnlich Luther war für Calvin die Gnade Gottes dem Menschen unverdient geschenkt. Aber bei Calvin folgt daraus die Pflicht des Menschen, Gottes Willen zu tun: Ehrlichkeit, Fleiß, Sparsamkeit, Disziplin sind die Folgerungen, der Verzicht auf jegliche Art von Vergnügung und Luxus die Bedingung. Ein freudloser Staat ist die Folge. Bitte, natürlich aus den besten Absichten. Wie, sagen Sie, das hatten wir doch schon mal? „In der DDR haben die Menschen den Sozialismus probiert“, sagte mir kürzlich eine Zehnklässlerin. „Aber die haben nicht mit dem Menschen gerechnet.“
Wie kam ich da jetzt drauf? Stichwort war „Freudloser Staat“. Sie wissen ja: Abstand zum anderen Geschlecht beim Karneval: Armlänge! (Hatten wir das nicht auch schon mal? Wenn die BDM-Mädchen ihre Freunde auf Abstand halten wollten, hoben sie doch ihren rechten Arm). Da bin ich mal gespannt, wie die das beim Bützchen machen? (Kölsches Karnevalküsschen mit geschürzten Lippen): Entweder gibt es nur noch Luftbützchen oder fürchterlich aufgespritzte Lippen, um über den Meter zu reichen.
Jetzt fragen Sie sich sicher, wie kommt der langsame Leser wieder aus dieser Nummer? Janz einfach: Es gibt ein absolut männersicheres Kleidungsstück. Und ich denke, das ist eine große Aufgabe für Karl Lagerfeld: Die abendländische christliche Burka zu schaffen. Und damit man sich auch im Privatleben nicht mehr zu nahe kommt, würde ich noch ein Gesetz anregen wollen: Zeugung bitte künftig nur noch aus dem Reagenzglas. Das ist auch für die immer älter werdenden Spätgebärenden (und deren Gatten) eine beiden entgegenkommende Praxis. Nach diesem Artikel, da können Sie sicher sein, werde ich mir auch eine Burka beschaffen. Ach so, ja Werbung für Prostitution bleibt erlaubt, sofern sie die Würde des Menschen (mit Migrationshintergrund?) nicht verletzt. Das ist ironiefrei der Sachstand.