Was kreucht und fleucht durch die Natur? Schenken wir der Tierwelt der Heimat genügend Aufmerksamkeit? Ein kleiner Einblick ins Leben und unseren Umgang mit unseren tierischen Nachbarn.
Der Lebensraum der Tiere scheint kleiner geworden zu sein. Kaum ein Quadratmeter Natur in und um Magdeburg, der nicht von Menschenhand gestaltet wird. Und obwohl jede Fläche beplant, bebaut oder beackert wird, sind die Lebewesen der Tierwelt um uns. Man muss nur ein paar Mal weniger auf den Smartphone-Bildschirm schauen oder den Blick vom Fernseher nehmen, dann kann man die tierischen Wesen unserer Heimat entdecken. Oft reicht schon ein Blick aus dem Fenster, um Vögel zu sehen. Im Nord- oder Geschwister-Scholl-Park kann man gar die Hasen über den Rasen hoppeln sehen.
Spatzen verhalten sich mittlerweile so keck, dass sie im Terrassencafé mit am Tisch sitzen wollen und vom Kuchen ein Stück beanspruchen. Rehe sind ständige Bewohner des Stadtparks und selbst Wildschweine lassen sich vom Lärm der Stadt nicht abschrecken. Aber die Vielfalt und Schönheit unserer Fauna ist nicht nur bei solchen Mitbewohnern zu finden. Insekten, Reptilien, Fische – all diese Gattungen und Arten gehören in unsere Umwelt. Die Welt der Mikroben können wir mit bloßem Auge gar nicht erkennen. Dennoch sind sie da. Manche Tiere nennen wir Schädlinge, obwohl sie den Namen gar nicht verdienen, andere heißen Nutztiere und diese bezahlen den Nutzen mit einem zeitigen Ableben für unseren Speiseplan. Da sind die geliebten Hausbewohner, vierbeinig, gefiedert oder geschuppt. Einige finden durch ihre Lieblinge Nähe, andere erfreuen sich ihrer quirligen unbedarften Art. Jeder besitzt eine eigene Sicht auf die Welt der Tiere und mit den ganz persönlichen Erlebnissen durch sie.
Auch wenn viele Zeitgenossen in der Vorstellung sauberer Behausungen und möglichst reinlicher Wohnräume leben, ist die Tierwelt vom Sein der Menschen nicht wegzudenken. Schließlich wachsen Kinder schon mit Kuscheltieren auf. Ihre Existenz kann nur als Ableitung einer Verniedlichung der jahrtausendlangen tierischen Verbindung zwischen Mensch und Fauna sein.
Was für den einen niedlich und schön ist, schreckt den anderen ab. Über Mäuse und Ratten teilen sich die Meinungen beispielsweise extrem. Insekten geht es ebenso. Bis zur Phobie kann sich die Abneigung gegenüber dem Getier entwickeln. Wieder andere halten sich Vogelspinnen im heimischen Terrarium und erfreuen sich an der Zutraulichkeit dieser Art. Besonders leidenschaftliche Tierfreunde ziehen sogar in die Welt, unternehmen Exkursionen in abgelegene Naturräume oder nehmen an Safaris teil.
Während einige Tierarten verschwunden sind – insbesondere durch das Wirken des Menschen – besiedeln andere unsere Breiten. So nisten nördlich von Magdeburg mittlerweile wieder Bienenfresser. Dessen Verbreitungsgebiet reicht von Südwest- und Vorderasien, Nordwestafrika sowie Süd- und Südosteuropa nordwärts bis Südostpolen. In Deutschland galt er Ende der 1980er Jahre als ausgestorben, seit 1990 wandert er jedoch wieder ein.
Wer es bequem liebt, kann einen Abstecher in den Magdeburger Zoo machen. Die 16 Hektar große künstliche Gehelandschaft gibt 1.361 Tieren in 191 Arten ein Zuhause. Waren Tierparks bei ihrer ursprünglichen Entstehung vorrangig eine Besichtigungseinrichtung, um exotische Lebewesen entfernter Länder sehen zu können, erfüllen sie heute gar Artenschutzaufgaben. 2015 gab es im Magdeburger Zoo 177 Geburten, darunter als Erstzuchterfolg die Geburt von Streifenhyänen-Zwillingen und als weiteren herausragenden Zuchterfolg „Makibo“ – das im Frühjahr geborene Spitzmaulnashorn.
Wer mit offenen Augen und entsprechender Aufmerksamkeit vor die Wohnungstür tritt oder die grünen Landschaften der Umgebung durchstreift, wird einen kleinen Eindruck von der heimischen Artenvielfalt erhalten. Übrigens wird MAGDEBURG KOMPAKT am 22. Mai erstmals zu einer Natur-Exkursion in die Kreuzhorst einladen. Zwei erfahrene Biologen zeigen und erklären, was unsere Region an Flora und Fauna zu bieten hat (nähere Informationen in der nächsten Ausgabe). Unsere tierischen Mitbewohner sind wichtige und notwendige Lebensbegleiter. Ihr Lebensraum und ihre Existenz bedarf eines angemessenen Schutzes.
Thomas Wischnewski