Problem Schwarzwild: Eingreifen notwendig

KreisjaegermeisterHin und wieder kommt es vor, dass Gerd Petzoldt mit anderen Jägern auf städtischem Gebiet unterwegs ist und Tiere erlegt. Wildtiere … unter strengen Auflagen natürlich. Das tut der 54-Jährige nicht, weil es ihm Spaß macht oder weil er nicht auf Wildfleisch verzichten kann, sondern weil es zu seinen Aufgaben gehört, die Jagdmaßnahmen in der Landeshauptstadt zu koordinieren. Seit 2014 hat er das Ehrenamt des Kreisjägermeisters inne, dessen Funktion in den jagdrechtlichen Vorschriften des Landes Sachsen-Anhalt geregelt ist.


„Jeder Kreis muss einen Jagdbeirat haben, der vom Kreisjägermeister geleitet wird“, erklärt Gerd Petzoldt. „Und gewählt wird dieser Jagdbeirat vom Stadtrat für eine Legislaturperiode.“ Die Hauptaufgabe ist es daher auch, dem Stadtrat in jagdlichen Fragen beratend zur Seite zu stehen und die Bevölkerung über den Umgang mit Wildtieren aufzuklären. Der Kreisjägermeister sieht sich zudem als Vermittler zwischen den Behörden und den Jägern, aber auch zwischen den Jägern untereinander. Als zusätzliche Aufgabe leitet Gerd Petzoldt die Prüfungskommission für die Jägerprüfung.
„Einen Jagdschein zu erlangen, ist kein Kinderspiel“, meint der 54-Jährige. „Es reicht nicht, gut schießen zu können. Man muss sich einer theoretischen und einer praktischen Prüfung unterziehen.“ Dabei wird vor allem auf Themenbereiche wie Jagdwaffen, Jagdhundewesen, Wildtierkunde, Wildhygiene, Ökologie und Naturschutz Wert gelegt. „Man muss schon wissen, was in der Natur passiert und welchen Einfluss man darauf ausübt, denn als Jäger hat man durchaus eine große Verantwortung zu tragen – die Hege von Natur und Wild ist die wichtigste Aufgabe.“
Wenn es darum geht, regulierend einzugreifen, um Überpopulation in Magdeburg zu vermeiden, handeln die etwa 370 Mitglieder der Kreisjägerschaft im Auftrag der Stadt. Wie beispielsweise vor einem Monat, als revierübergreifend auf einem ca. 1000 Hektar großen Gebiet von der südlichen Berliner Chaussee bis nach Gerwisch gejagt wurde. „Grund dafür ist die große Schwarzwildpopulation in Magdeburg, die schon seit längerem für Probleme auf städtischem Gebiet sorgt“, sagt Gerd Petzoldt und fügt hinzu: „Wildschweine richten nicht nur in Parks enorme Schäden an, auch die Landwirtschaft ist davon betroffen.“ 14 Wildschweine wurden bei der Jagd im Januar erlegt. Die Jäger zielen hauptsächlich auf die Jungtiere. „Das mag auf den ersten Blick grausam erscheinen“, weiß der Kreisjägermeister, „aber für diese Vorgehensweise gibt es zwei Gründe. Es wäre unverantwortlich, die Alten zu töten und die Jungen sich selbst zu überlassen. Und außerdem sind Wildschweine sehr intelligente Tiere – wenn eine Bache ihr Junges verliert, weiß sie, dass dies ein gefährliches Gebiet für sie ist.“
Nötig seien solche Eingriffe, weil seit Jahren die Zahl der Wildtiere in Magdeburg stetig steige. „Die Arbeitsgemeinschaft Wildtiere, die das Aufkommen der Tiere im Stadtgebiet dokumentiert, hat festgestellt, dass nicht nur die Population des Schwarz- und des Rehwilds wächst. Auch die Zahl der Füchse, Waschbären, Marder und Minke steigt immer weiter. Und das muss man beobachten, kommunizieren, diskutieren – und gegebenenfalls muss gehandelt werden“, sagt der Kreisjägermeister.

Tina Heinz