Die Beule von der Säule – oder ein nicht ganz so glimpflicher Abgang

FrankhengstmannGerade in der sogenannten dunklen Jahreszeit passiert es eben öfter. Der Parkplatz vorm Supermarkt ist zwar beleuchtet doch die Regenstrippen klatschen vom Wind gepeitscht auf die Autoscheiben und lassen den Heckscheibenwischer wie einen nach Hilfe rufenden Ertrinkenden hilflos zappeln.
Seit einer gefühlten Stunde fahre ich mit geschätzten 0,0001 Kilometern  pro Stunde rückwärts um in dieser einzigen freien Parklücke mich vom Krampf des ständigen Rückwärtsschauens zu erlösen. Gleich! Ja gleich werde ich wieder schmerzfrei nach vorn schauen…doch halt! Was war das für ein Geräusch? Es war ungewöhnlich, dieses Geräusch. Dieses Geräusch ist nicht Mitglied meines Hör- und Erkenntnisschatzes. Und trotzdem war es mit einmal hörbar, dieses Geräusch. Und nicht nur hörbar war dieses Geräusch. Nein! Es war auch fühlbar.
Die durch das ständige nach hinten Schauen völlig überdehnten Sehnen des Nickmuskels im hinteren Halsbereich sind durch dieses Geräusch einer ultimativen Zerreißprobe unterworfen. Dieser stechende Schmerz lässt mich völlig unmotiviert ein Lied anstimmen: „All mein Sehnen, all mein Hoffen….!“ Um den Schmerz nun endgültig zu lindern, bewege ich meinen Kopf langsam, ganz langsam nach vorn. Erste Linderungserscheinungen versuchen dem Schmerz die Autotür zu weisen. Mit Erfolg. Doch leider nur für eine Zehntel Sekunde.
Mit dem nach vorn gerichteten Blick in den Rückspiegel muss ich erkennen, dass links hinter meinem Wagen die Laterne steht, welche mir Licht spenden sollte. Gut, ihre Xenon- Corona war ja ganz ordentlich doch durch den permanenten rechten Schulterblick konnte ich diese profane Laternensäule nicht wahrnehmen. Und frei schwebende Laternen hat nicht einmal Magdeburg. Auch nicht auf der Tangente.
Aber eine riesige Beule in der eigenen Stossstange und eine um zirka 15 Grad nach hinten geknickte Laterne des öffentlichen Recht lässt mir die Beitragerhöhung meiner Kasko- Versicherung spanisch vorkommen und ich schlage mich selbst zum Ritter: Kasko Da Gama!
Doch so ist das nun mal an manchen Tagen. Man steht gut gelaunt auf und freut sich gerade auf diesen Tag. Es soll doch ein richtig schöner Tag werden. Nicht nur für sich selbst! Nein, für alle die diesen schönen Tag erleben. Und alle haben auch keine Angst vor diesem Tag. Es ist ein Sonntag! Gut! Eine Laterne wird wieder eine Rolle spielen. Aber trotzdem! Es wird einer der schönsten Sonntage für viele mündige und vollmundige Bürgerrinnen und Bürger sein.
Es wird Wahlsonntag sein. Dieser Sonntag soll zum „Prinzessinnen- Sonntag“ werden. Vor allem aber für „unser“ Katrinchen. Viele, viele Jahre saß die Prinzessin in ihrem „Zwölfenbein“ – Keller und wollte nun endlich Klarheit. Sie sorgte sich sehr um das Volk. Klar!  Nur leider bekam das Volk es gar nicht mit, dass sich „unser“ Katrinchen“ sich sorgte. Also ums Volk.
Weit noch vor diesem Sonntag sah man auf den Straßen überall große und kleine Bilder der Prinzessin. Das Volk fragte: „ Wer ist dieses schöne Mädchen dort auf den Bildern?“ Hinter vielen vorgehaltenen Händen tuschelte man fast lautlos, es sei eine verwunschene Prinzessin. Sie habe beim Spielen am Brunnen mit dem goldenen Ball und einem Frosch versehentlich nicht den Frosch sondern den Ball geküsst und fiel dann in den Brunnen. Und warum ist sie nun auf diesen Bilden zu sehen, fragte das unwissende Volk. Sie will nicht länger eine Prinzessin sein. Sie will endlich Königin werden. Doch das Volk fragte: Warum? Einen König haben wir doch schon. Und wenn sie unbedingt Königin werden will, soll sie den König heiraten.
Der König aber will sie nicht heiraten. Er habe gehört, dass die Prinzessin nicht mitregieren will, wenn sie nur eine Prinzessin bliebe. Wenn dann, will sie Königin sein. Dieses aber will eben das Volk nicht und der König schon gar nicht. Dann verfinstert sich am frühen Abend so gegen 18 Uhr der Himmel über dem Land. Das einzige was nun nur noch leuchtet ist die verhasste rote Laterne. Alle im Land wollen sie endlich loswerden. Doch an diesem Abend wird nur wieder einmal entschieden, wer sie halten muss. Trotzig stampft die Prinzessin mit dem Fuß auf den Boden und ruft in den dunklen Abend: Wenn das Volk mich nicht will, dann suche ich mir eben ein anderes Volk.
Sie wandert los und fragt beim Wandern den einen oder anderen: Willst du nicht mein neues Volk sein? Etwas irritiert antworten die meisten: Wie jetzt? Oder: … ooch nöö, nicht unbedingt! Später vielleicht mal! Stutzend fragend beginnt die Prinzessin sich im Kreis zu drehen und verliert die Orientierung. Ihr wunderschöner Kopf stößt mit lautem, blechernem Klang an jene Laterne vor dem Supermarkt.
Was aber sollte uns das Leben in solchen Situationen lehren? Wenn du schon gegen eine Laterne knallst, so müsste dir wenigstens ein Licht aufgehen. Doch wenn dann nur Finsternis herrscht und du musst dir die Beule am Kopf kühlen kann das auch etwas mit Pech zu tun haben. Oder vielleicht sogar mit Unvermögen? Fragen über Fragen!
Herzlichst, Ihr Frank Hengstmann