Vor 20 Jahren wurde der Grundstein gelegt für ein Sommerereignis, das längst Tradition hat: der Schönebecker Operettensommer auf dem Bierer Berg. Ausstatter TOTO war von Beginn an dabei.
Es begann mit kaum mehr als einer Idee, auf dem grünen Hügel bei Schönebeck eine Inszenierung zu wagen.
Der damalige Regisseur Thomas Enzinger war fasziniert von der Umgebung und beseelt von den Möglichkeiten der Zeit. Gemeinsam mit Stefanos Tsialis vom Schönebecker Orchester (heute Mitteldeutsche Kammerphilharmonie) entstand auf dem Bierer Berg die Idee des Operettensommers. „In der Euphorie der 90er Jahre war alles möglich“, erzählt Toto, der damals wie heute für die Ausstattung zuständig ist – vom Bühnenbild bis zur technischen und szenischen Umsetzung der Inszenierung. Toto, so nennt man ihn in Fachkreisen ebenso wie beim Publikum; der Name ist in mehr als 20 Jahren Markenzeichen geworden. Ausgesucht habe er ihn sich nicht, erzählt er lächelnd, „er kam einfach zu mir. Wie vieles im Leben.“ Der Magdeburger hat nicht nur in der eigenen Stadt künstlerische Spuren hinterlassen. Bei Inszenierungen der Kammerspiele beispielsweise, mit den unglaublichen Sommertheatern an der Elbe, im Hafen oder auf dem Domplatz, von der „Ottomanie“ bis „Olvenstedt probiert’s“. Seine Engagements locken ihn auch in die Ferne – nach Berlin, Dresden, München, Dortmund bis Wien. Bei all dem lässt sich Toto eines nicht nehmen: den Schönebecker Operettensommer. Er ist für ihn wie ein Anker, erzählt er, ein Stück Heimat, auf das er sich freut. Er wohnt auch weiterhin in Magdeburg, kehrt immer wieder gern zurück. „Wenn ich den Dom erblicke, weiß ich: Jetzt bin ich zuhause.“
An die Anfänge am Bierer Berg erinnert sich Toto sehr gut. Die Inszenierung entstand aus dem „Nichts“, mit Improvisation von der Garderobe bis zur Bühne, ohne Budget, mit Ausstattungsteilen von einer Haushaltsauflösung … und viel Enthusiasmus und Vergnügen. Sechs alte Bankreihen standen dem Publikum zur Verfügung, das Orchester spielte unter einer Plane neben der „Pseudobühne“. Unvergessliche Augenblicke verbindet er mit den Aufführungen und berichtet von einer Dame im Rollstuhl, die sich glückselig zur Melodie von „Frau Luna“ bewegte. Und vom Esel des angrenzenden Tierparks, der passend zum Gesang des „Wandergesell“ des „Vetters aus Dingsda“ sein I-A anstimmte. Toto lacht bei dieser Erzählung und lobt den Esel: „Sein Rufen kam punktgenau.“
Vieles hat sich verändert in den vergangenen 20 Jahren. Aus anfangs fünf Vorstellungen mit insgesamt knapp 1.600 Zuschauern wurde eines der gefragtesten Operettenevents nördlich von Wien. Im vorigen Jahr kamen über 18.000 Zuschauer zu den 22 Vorstellungen. Bühne und Zuschauerbereich sind längst keine Improvisation mehr, es gibt einen bequemen Anfahrtsweg, der zu ausreichend Parkplätzen führt, sogar einen Shuttle-Service vom Bahnhof aus. Eins aber ist aus Totos Sicht geblieben: die Ehrlichkeit der Aufführungen und dass man „mitten im Blattwerk in eine andere Welt eintauchen kann“. Darum bleibt der Operettensommer für ihn – bei all seinen anderen Verpflichtungen – immer eine Herzensangelegenheit.
In diesem Jahr gibt es Aufführungen vom 25. Juni bis 24. Juli. Auf dem Programm steht „Die Fledermaus“ von Johann Strauss. Wer meint, die Operette zu kennen, kann sich am Bierer Berg überraschen lassen. Auf der Bühne zwischen dem Naturgrün wird die Inszenierung angesiedelt „zwischen glattsanierter Idealvorstellung des Lebens und Tristesse“, kündigt Toto an, „in einer Zeit der Bewegung und des Verfalls“. Die Zeit fließt auch ins Bühnenbild ein. Regie führt Katharina Kutil, die im vorigen Jahr erfolgreich Enzingers Nachfolge antrat und nun das Kulturprojekt weiterführt. Birgit Ahlert
Premiere: Samstag, 25. Juni, 16.00 Uhr.
Vorstellungen bis 24. Juli, immer mittwochs bis sonntags, jeweils 16.00 Uhr, auf der Freilichtbühne „Bierer Berg“, Schönebeck/Bad Salzelmen.
www.mitteldeutsche-kammerphilharmonie.de