Der 1. FCM kann aus eigenen Kräften den Staffelsieg der Liga erringen und die Relegation bestreiten.
Von Norman Seidler
Nach dem 0:0 im Spitzenspiel der NOFV-Regionalliga Nordost gegen den FSV Zwickau herrschte im Fanlager des 1. FC Magdeburg leichte Ernüchterung. Das Vorbeiziehen am Spitzenreiter war zunächst gescheitert und es hieß damit, zurück zum Grundtenor zu gehen: „Wir schauen von Spiel zu Spiel.“
Eine Vorgabe, die Trainer Jens Härtel im Oktober 2014 einst formte und mit der sich seine Mannschaft fortan identifizieren und ihren Weg bis in das Oberhaus der Tabelle bahnen konnte. Gegen Budissa Bautzen schloss sich mit einem 2:0-Sieg der Kreis, der mit dem 6:0-Auswärtserfolg im Hinspiel begann, denn seither ging keine Partie verloren. Das Hamstern der Punkte erwies sich als sehr gutes Mittel, um der Konkurrenz Herr zu werden. Nordhausen und Jena wurden abgeschüttelt, auch Zwickau ließ durch ein Remis beim BFC Dynamo zwei wichtige Punkte liegen und gab damit die Tabellenposition eins an Magdeburg ab, die seit drei Spieltagen dank des besseren Torverhältnisses für Blau-Weiß Bestand hat.
Die Rolle des Jägers hat der FCM beiseite gelegt und muss nun in den letzten vier Partien beweisen, ob er in der Lage ist, eine Führung zu behaupten. Damit wächst der Druck für Spieler und Trainer. Die Akteure haben es jedoch in der Hand: Gewinnt Magdeburg alle vier Spiele, ist der Staffelsieg der Elbestädter perfekt. Ein großes Zwischenziel, das sich Rotschopf Nico Hammann gesetzt hat. Der 27-Jährige Eberbacher (Baden-Württemberg) wirft für den Club derzeit alles in die Waagschale und avancierte zum stärksten Spieler im Kader. 24 Spiele, zehn Tore und das als Verteidiger – absoluter Wahnsinn. Wer Standard sagt, meint Nico Hammann. Ob Ecke oder Freistoß, der Spieler mit der Nummer zwei ist zur Stelle. Abräumen, aufräumen, einräumen. „Ich bevorzuge Fernschüsse“, erklärt Hammann, als er zwischen Ecke und Freistoß wählen darf. „25 bis 30 Meter sind optimal“, ergänzt er und meint damit die Geschwindigkeit, die der Ball durch seinen Schuss entwickelt. „Vor ein paar Jahren habe ich aus Gag mal beim Bummeln mit Freizeitschuhen die Geschwindigkeit messen lassen. Sie lag bei 105 km/h. Ich denke, mit dem richtigen Anlauf und Fussballschuhen komme ich an die 120 km/h.“
In der Rückrunde spielte Nico Hammann so manchen Angreifer und Verteidiger zugleich schwindelig, denn ist der Ball erst auf seiner Verteidigerposition erobert, geht es im Sprint über den Flügel bis in den gegnerischen Strafraum. Acht Tore schoss er in den zehn ausgetragenen Punktspielen 2015, davon vier Stück per Elfmeter. Er ist in seiner Vielseitigkeit für Trainer Jens Härtel ein absolut unverzichtbarer Spieler geworden und steht jetzt, vier Wochen vor Ende der Saison, ganz oben auf den Wunschlisten konkurrierender Vereine. Ruhig und besonnen kommt Hammann daher, immer offen für ein Lächeln und: „Ich esse gern“, schmunzelt er. Vor dem Elfmeter zeigt er ein hochkonzentriertes Gesicht, genau wie vor jedem Standard. Wegen der Präzision. „Wenn es läuft, dann läuft es. Ich mache mir relativ wenig Gedanken“, erklärt er. Vielleicht ist genau das sein Geheimnis: Grundroutine. Abgeklärt vor dem Gegner ist der Eberbacher auf jeden Fall. Fokussiert ebenfalls. Wie sein Team, in dem dieses Jahr „alles passt.“ Jena, BFC Dynamo, Hertha U23 und Viktoria Berlin. Magdeburg kann es mit Spielern wie Nico Hammann zum Staffelmeister schaffen.