„Compagnie Magdeburg 09“ inszeniert Liebe, Macht und Tod im heiteren Sommerstück
Macbeth hat echte Toren als Torwächter eingestellt!“, ruft Benjamin alias Macduff und fällt zu Boden … „Nein, nicht hinlegen“, unterbricht Gisela Begrich die Szene, „dann kann man dich nicht sehen.“
Die Regisseurin hat den Blick auf jedem Detail, gleicht aus, korrigiert, lässt neu probieren. Täglich außer sonntags probt die Compagnie 09 für ihr neues Sommertheater. Macbeth steht auf dem Spielplan. Ab 11. Juli im Garten der Möllenvogtei am Dom. „Ein wunderschöner Ort“, schwärmt die Regisseurin, „wir freuen uns jedes Jahr darauf, dort zu spielen.“
Wer die Compagnie um Bernd Kurt Götz, Gisela Begrich und Christoph Deckbar kennt, ahnt, dass dieser „Macbeth“ ein anderer wird, als vom englischen Dramatiker dereinst verfasst. Nicht nur wegen des Zusatztitels „Reinheit des Herzens“. Shakespeare ist zudem bereits seit 400 Jahren tot und womöglich „würde er heute ganz anders schreiben“, meint Götz. Der übernahm das stellvertretend für den toten Meister und gab „Macbeth“ ein neues Gewand. Die Fabel ist erhalten, vom Text blieben „um die 30 Zeilen“, so der Autor. Die Sprache hat sich gewandelt, und das ein oder andere im Verlauf des Geschehens. So kommt Macbeth nicht in der Schlacht zu Tode, sondern im internen Machtgerangel. Macduff wird zum Drahtzieher des Bösen, die Hexen sind ganz verschwunden. Sie wichen dem Volk, von dem nun die Eingebungen kommen. Alles ist möglich, flüs-tern die Stimmen. Das passt in dieses Land, wo wir das Volk sind und alles für möglich halten.
Neu im Stück sind Rabenvögel. Sie bekommen nicht nur Text, sondern auch ein eigenes Lied, ein äußerst freches. Geschrieben von Christoph Deckbar. „Wir brauchen solche Stimmungslieder nach der Meuchelei“, sagt er augenzwinkernd. Für seine Kompositionen ließ er sich von Stück und Stimmung inspirieren. Auch zum Finale wird gesungen. Damit das locker wirkt, wird intensiv geprobt. Dabei achtet Deckbar nicht nur auf den Gesang der Darsteller, sondern ebenso genau auf Hand- und Fußbewegungen.
Die Inszenierung mischt Fabel, Liebe und Machtspiel mit humorvoller Umsetzung. Zu erleben sind einige Darsteller, die bereits aus vorigen Stücken bekannt sind, andere sind neu dabei. Wie Mareike Greb (Sängerin, Tänzerin, Schauspielerin) aus Leipzig, die Lady Macbeth verkörpern wird. Benjamin Levent Krause (Schauspieler & Synchronsprecher) aus München wechselt zwischen mehreren Rollen. Toni Deutsch (Schauspieler und Musiker) aus Berlin spielt neben seinen Rollen Flöte. Thomas Streipert, zuvor u.a. als Otto in „Editha my Love“ im Ensemble, wird diesmal den Macbeth geben. Zur Stammbesetzung gehört seit langem der Magdeburger Schauspieler Ekkehard Schwarz, diesmal u.a. als Ducan dabei. Und natürlich hat Bernd Götz nicht nur das Buch geschrieben und mit Gisela Begrich Regie geführt – er steht auch wieder auf der Bühne. Unter anderem als einer jener erwähnten Torwächter.
Tradtionell lädt die Compagnie sich Gäste auf die Bühne. Auch in diesem Jahr gibt es ein Wiedersehen mit so manch’ bekannter Person – von der Domführerin über den Theaterkritiker bis zum Straßenclown und einem früheren Finanzchef… Lassen Sie sich einfach überraschen. Birgit Ahlert
Die Compagnie Magdeburg 09 präsentiert:
„Macbeth oder Die Reinheit des Herzens“.
Eine Inszenierung von Bernd Kurt Götz (Text,
Regie), Christoph Deckbar (Musik), Gisela Begrich
(Regie), frei nach Shakespeare. Uraufführung.
Aufführungen: vom 11. Juli (Premiere) bis 30. Juli,
montags bis samstags, 20.30 Uhr, im Garten der
Möllenvogtei am Dom.