Das Verstandesamt hat in Pressestellen von Verwaltungen, Institiutionen und Unternehmen in den letzten Jahren einen Personalaufwuchs registriert. Weil klassische Medien, insbesondere Zeitungen und Zeitschriften, fortlaufend Stellen abbauen, an Auflage verlieren und Inhaltskost eher schmaler denn üppiger ausfällt, mag der Trend beim Aufwuchs an Öffentlichkeitsarbeitern auf den ersten Blick verwundern.
Berücksichtigen muss man heute, dass nicht mehr nur Pressemitteilungen erstellt und Anfragen von Journalisten bearbeitet werden, sondern zusätzlich Online-Kanäle der Einrichtungen mit Inhalten gefüllt werden müssen. Nach verstandesamtlicher Feststellung ähneln jedoch die Texte versandter Mitteilungen an die Presse denen, die im Internet bzw. in sozialen Netzwerken Verbreitung finden. Ein Mehraufwand, der höhere Personalschlüssel zur Inhaltserzeugung rechtfertige, ist kaum nachzuweisen. Das Verstandesamt kommt nach seiner Beobachtung zum Schluss, dass der Trend, mehr Öffentlichkeitsarbeiter einzustellen, anhält. Internetpräsenzen sollen offensichtlich selbst zu Medien werden und als Informationsquelle dienen. Das ist nach verstandesamtlicher Auffassung durchaus mit wachsender Nutzungsdauer von Onlinegeräten nachvollziehbar. Das Wirken einer Presseinstanz mit unabhängiger Wertung von verbreiteten institutionellen Nachrichten gerät dadurch jedoch ins Hintertreffen. Die Wahrnehmung über eine Gleichschaltung der Medien wird befördert. Weniger Journalisten in Verlagen und Rundfunkanstalten tragen aus Kapazitätsgründen nur weiter, was ohnehin verbreitet wird. Zur Verstandesgesundheit und freien Meinungsbildung trägt die Entwicklung nicht bei. Hält der Trend an, muss ein bildungspolitisch verengender Teufelskreis vermutet werden, weil oft eher Verbreitung findet, was gesagt werden darf, aber nicht was veröffentlicht werden sollte. Verstandesamtliches Fazit: Mehr Öffentlichkeit mit weniger Öffentlichkeit!
i. A. Knüllig-Dingeldeu, Verstandesamtsrat