Mit links kaum zu machen

StartAm 19. August ist die Sportabzeichen-Tour 2016 des Deutschen Olympischen Sportbundes zu Gast. Im Leichtathletikstadion an der MDCC-Arena werden rund 3.000 Teilnehmer erwartet. Von Rudi Bartlitz

Das waren noch Zeiten, als Showmaster Hans-Joachim Kulenkampff höchstpersönlich in den Kugelstoßring schritt. Als ihm Butler Martin Jente im Frack und mit spöttischem Lächeln sowie respektlosen Bemerkungen das Eisen-Gerät auf silbernem Tablett reichte. Da lebte das Deutsche Sportabzeichen so richtig auf. Bewegung und öffentliches Sporttreiben, in den fünfziger und sechziger Jahren in bestimmten Kreisen noch ein wenig verpönt, waren auf einem Mal in – und auch Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker sah man später, obwohl schon über 80, mit freiem Oberkörper und barfuß am Start zum Aschenbahn-Sprint. Dass Alt-Kanzler Gerhard Schröder da nicht fehlen durfte, versteht sich eigentlich von selbst. Zusammengebracht hatte sie, wie gesagt, die Prüfung zum Deutschen Sportabzeichen. Die Plakette ist, so formuliert es der veranstaltende Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), das erfolgreichste und einzige Auszeichnungssystem außerhalb des Wettkampfsports, das umfassend die persönliche Fitness des einzelnen überprüft. Das Schöne daran: Jeder kann das Sportabzeichen machen. Und jedes Jahr wieder. Nicht nur nebenbei: Es gibt ganz Eiserne, Sportfreaks durch und durch also, die unterziehen sich der Prüfung seit mehr als 50 Sommern. Die höchste Auszeichnung außerhalb des Wettkampfsportes kann jeder ablegen — egal, ob sportlich erfahren oder Neuling, ob jung oder alt, ob Mitglied in einem Sportverein oder nicht. Einfach Mitmachen und Spaß haben lautet das Motto. Etwa 1,5 Millionen Menschen unterziehen sich nach Auskunft des DOSB jährlich in der Bundesrepublik diesem Test, mehr als die Hälfte von ihnen darf sich am Ende stolz das ovale Abzeichen an die Brust heften. Je nach gezeigter Leistung in Gold, Silber oder Bronze. Um die beliebte Sportplakette noch populärer zu machen, geht der DOSB jedes Jahr auf große Deutschland-Tour. Zu den zehn Stationen 2016 zählt auch Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt. Am 19. August ist die Tour auf ihrer vorletzten Station zu Gast in Magdeburg. Das Leichtathletikstadion an der Friedrich-Ebert-Straße, das nach einer umfassenden Renovierung und Modernisierung an diesem Freitag von Oberbürgermeister Lutz Trümper wieder seiner Bestimmung übergeben wird, verwandelt sich in eine einzige Sport- und Festwiese. Etwa 3000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene testen dann den gesamten Tag über ihre Kräfte und ihr sportliches Geschick. Los geht’s um neun Uhr. Wer allerdings glaubt, das Sportabzeichen sei pille palle, das schaffe doch jeder mit links, der sollte vorsichtshalber vorab mal einen Blick in die Tabellen mit den erforderlichen Normen werfen. Um beispielsweise als 49-Jähriger Gold zu erwerben, muss man die 3000 Meter unter 16:30 Minuten bewältigen, den 2 Kilo schweren Medizinball 10,50 Meter weit stoßen, die 50 Meter in 8,5 Sekunden zurücklegen und 4,50 Meter weit springen. Noch Fragen? Sicher, als das Deutsche Sportabzeichen im Jahr 1913 seine Geburtsstunde erlebte (Vorbild war das schwedische Sportabzeichen Idrottsmärke), da regierte nicht nur noch Kaiser Wilhelm, da wurden de facto auch kaum sportliche Leistungen verlangt, die mit den heutigen vergleichbar wären. Selbst wenn die Plakette damals offiziell als „Auszeichnung für vielfältige Leistung auf dem Gebiet der Leibesübungen“ vergeben wurde. In der Nazizeit wurde es als „Reichssportabzeichen“ zur „Belebung der Volkskraft“ missbraucht. Die DDR verlieh ab 1951 das Sportleistungsabzeichen unter dem martialischen Titel „Bereit zur Arbeit und zur Verteidigung der Heimat“ in den Stufen Gold, Silber und Bronze. Heute kann der Bewerber für das Deutsche Sportabzeichen generell in vier Disziplingruppen (Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination) zwischen verschiedenen Übungen wählen. Ganz nach den eigenen, individuellen Neigungen und Stärken. Und natürlich sind die Anforderungen altersmäßig gestaffelt. Schwimmen allerdings muss jeder (können). Neben dem Erwerb des Sportabzeichens, einschließlich einer „löwenstarken Kinderolympiade“ für die Kitas, bietet Magdeburg am 19. August ein buntes Rahmenprogramm mit vielen spannenden sportlichen Mitmachangeboten. Hüpfburgen, Tapping Board, Wurfwand, Familien-Parcours und Fotostation für Kinder verwandeln das Gelände an der MDCC-Arena in eine große Spiel- und Spaßlandschaft. Angesagt hat sich gleichfalls ein Teil jener Magdeburger Spitzenathleten, die nicht gerade zur selben Zeit in Rio um Olympiamedaillen kämpfen. Das Angebot ergänzen der Landesschützenverband Sachsen-Anhalt mit einem mobilen Schießstand, die Ruderjugend Sachsen-Anhalt mit dem StreetRowing, der Fußballverband Sachsen-Anhalt mit dem DFB-Fußball-Abzeichen sowie Info-Stände der Polizei und Bundeswehr. Als Sportbotschafter der nationalen Förderer des Deutschen Sportabzeichens sind der ehemalige deutsche Rekordhalter im Stabhochsprung Danny Ecker sowie das Action-Model und Stuntfrau Miriam Höller angekündigt.

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