Meistens harmlos, für manche lebensbedrohlich: ein Insektenstich. Schätzungsweise 2,5 Millionen Menschen in Deutschland reagieren allergisch auf Insektengifte, die meisten auf den Stoff, der im Stachel einer Biene oder Wespe steckt. In Minuten-schnelle können dann Atemnot oder ein Herz-Kreislauf-Kollaps auftreten. Wer betroffen ist, sollte für den Notfall gerüstet sein und sich entsprechend schützen. Normalerweise bleibt es bei bei einem Wespenstich bei einer lokalen Reaktion. „Doch bei Allergikern breitet sich die allergische Reaktion über den ganzen Körper aus. Es können Rötungen und Juckreiz überall auf der Haut auftreten“, sagt Anna-Kristina Mahler, Pressesprecherin der AOK Sachsen-Anhalt. Kommen Schwellungen im Gesicht und am Hals, Übelkeit, Erbrechen, Atemnot und Kreislaufprobleme dazu, spricht man von einer Anaphylaxie. Dies ist eine lebensgefährliche Situation und erfordert sofort den Notarzt (Telefon 112)! Denn in schweren Fällen kann das Herz-Kreislauf-System völlig zusammenbrechen, es treten starke Atemnot und Bewusstlosigkeit ein. „Bei allergischen Allgemeinreaktionen auf einen Insektenstich sollte ein Facharzt mittels Haut- und Bluttests klären, ob es sich tatsächlich um eine Allergie handelt. Er sollte auf jeden Fall fragen, welches Insekt gestochen hat“, sagt Mahler. Meistens sind Wespen die Übeltäter. Sie sind aggressiver als Bienen, die nur ihren Stachel ausfahren, wenn sie sich bedroht fühlen. Seltener haben Hummeln oder Hornissen zugestochen. Die weit verbreitete Angst vor Hornissenstichen ist übrigens unbegründet. Das Gift der Honigbiene ist bis zu zehnmal stärker. Zumal Hornissen als ebenso friedfertig gelten wie Bienen. Wer schon mal eine anaphylaktische Reaktion hatte, sollte eventuell ein Notfallset bei sich tragen. Mahler: „Das Set, das vom Arzt verschrieben wird, enthält drei Medikamente: Ein schnell wirkendes Antihistaminikum und ein Kortisonpräparat, die beide abschwellend wirken und die allergische Reaktion mildern. Außerdem eine Fertigspritze mit Adrenalin, die Blutdruck und Kreislauf in Minutenschnelle stabilisiert.“ Damit lässt sich die Zeit überbrücken, bis der Notarzt eintrifft. Die wichtigste, langfristige Maßnahme gegen eine Insektengiftallergie ist eine Hyposensibilisierung, auch spezifische Immuntherapie genannt. Damit lässt sich eine Insektengiftallergie ursächlich behandeln. Der Arzt spritzt dabei das allergieauslösende Gift (entweder der Biene oder der Wespe) in ansteigender Konzentration dem Patienten in den Oberarm, damit sich sein Immunsystem langsam daran gewöhnt. Diese Behandlung dauert circa drei bis fünf Jahre. Die Geduld lohnt sich allerdings, denn die Erfolgsquoten sind hoch: Bis zu 95 Prozent der Menschen, die sich so behandeln lassen, müssen schlimme Reaktionen nicht mehr befürchten. Für besondere Risikogruppen, wie Imker oder Obstbauern, kann in den Sommermonaten eine besonders schnelle Variante der Immuntherapie zum Einsatz kommen – die sogenannte „Rush-Hyposensibilisierung“.