„… sehnsüchtig schreit die Ferne …“

Mit „Reisen. Abenteuer. Impressionen.“ sind die diesjährigen Literaturwochen überschrieben. Es sind die elften des Literaturhauses unter dem Titel Verdichtung. Bis zum 30. November wird ein vielfältiges Programm geboten, mit Lesungen, Gesprächen, Ausstellungen. Inspiriert von Kurt Tucholsky: „Ich höre nachts die Lokomotiven pfeifen, sehnsüchtig schreit die Ferne, und ich drehe mich im Bett herum und denke: ‚Reisen…‘.“ Mit der „Auto“-Biografie von Frank Hengstmann beginnt am 31. August um 19 Uhr der literarische Reisemarathon der Autoren aus Magdeburg, Sachsen-Anhalt und darüber hinaus, die in den nächsten Monaten Station in Magdeburg machen werden – der eine unterwegs auf Pilgerreisen auf dem Jakobsweg, der andere mit dem Trecker auf der Reise von Nord- nach Südeuropa, und wieder einer mit einer Flaschenpost im Gepäck. Es geht um freiwillige wie unfreiwillige Reisen.

Auch auf dem Pfad der Liebe wird gewandelt – auf dem zu Goethe nämlich. (Sigrid Damm: „Sommerregen der Liebe“, 7.9.). Auf eine Reise ins Schtetl nimmt Marcia Zuckermann in ihrem Roman „Mischpoke!“ mit und erzählt die Geschichte der jüdischen Familie Kohanim aus Westpreußen vom 19. Jahrhunderts bis in das Berlin der Gegenwart (12.9.). Die musikalische Einstimmung zur Lesung wird der Chor der Synagogengemeinde zu Magdeburg übernehmen. Ebenfalls ins 19. Jahrhundert, auf Reisen in die Neue Welt, entführt der Schauspieler Hanns Zischler mit seiner Lesung aus „Die Europäer“ von Henry James, einem Autor, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr Anlass war, viele seiner Werke neu zu entdecken (7.11.). Quer durch Europa führt eine Lesung aus Irmgard Keuns Roman „Kind aller Länder“ – ein Roman, der das Leben im Exil und auf erzwungenen Reisen aus der Sicht der zehnjährigen Kully beschreibt (18.9.) und auch in „Y“, dem neuen Roman von Jan Böttcher, einer deutsch-kosovarischen Liebesgeschichte, gehen die Protagonisten nicht freiwillig auf Reisen – „Ich versuche ständig, mit der Fremde warm zu werden. So wie ich nicht anders kann, als mit der Wärme zu fremdeln.“ (21.10.)

Um Magdeburger Reisethemen und -ziele geht es u.a. bei Annett und Nadja Gröschner („Zum Vergnügen war hier noch niemand“, 30.9.), im Vortrag von Dr. Gudrun Wittek zu Pilger Hans von Waltheym (18.9.) oder auch im Programm der Magdeburger Schreibkräfte („Wir treiben euch das Fernweh aus“, 20.10., am Neustädter Bahnhof). Es gibt zudem zwei Sonderausstellungen: In der Stadtbibliothek zeigt Steve Grabow Foto-Impressionen unter dem Titel „Landgang“; im Literaturhaus lädt Peter Beste zu „Weltliteratur in Bildern“, u.a. mit Originalgrafiken von Klassikern wie „Gullivers Reisen“ oder „Moby Dick“ ein.

Zudem werden spezielle Veranstaltungen als „Verdichtung für Kinder und Jugendliche“ angeboten, u.a. eine Schreibwerkstatt für Grundschüler, mit Birgit Herkula und Wolf Stein, sowie Lesungen von Rainer Bonack (Der Schulhoflöwe. Geschichten von Magda Lurch aus Magdeburch, Wolke Dickbauch und Wendelin Wurz) und Kai Lüftner (Das Kaff der guten Hoffnung). www.literaturhaus-magdeburg.de