Es ist kein Mädchen aus Syrien, das hier ihre Flucht beschreibt, aus Afghanistan nicht und nicht aus Eritrea. Kully ist ein Kölsches Kind. Unschuldig wie alle Kinder an den Katastrophen der Zeiten, macht sie ihre Flucht- und Asylerfahrungen vor 80 Jahren. Kaum zu fassen, wie aktuell sie heute sind. Das Buch macht dies bedeutsam: „Kind aller Länder“ von Irmgard Keun. Bei den Literaturwochen wird es vorgestellt von der Schauspielerin Friederike Walter. Irmgard Keun war schon eine Bestsellerautorin als ihre Bücher in Deutschland verboten wurden. Sie ging 1936 ins Exil nach Ostende, wo sie mit der Arbeit an diesem Roman begann, der 1938 im Querido-Verlag Amsterdam erschien. Aus der Sicht der zehnjährigen Kully wird das rastlose Exilleben beschrieben, das die Familie eines mittellosen Schriftstellers quer durch Europa, von Brüssel nach Prag und Nizza und nach Übersee führt. In einem ungekünstelten Erzählton, kindlich naiv und doch erstaunlich abgeklärt und von umwerfender Komik, gibt das zur Weltbürgerin werdende Mädchen tiefe Einblicke in die Situation der Emigranten und erzählt gleichsam über sich Liebende am Rande des Abgrunds.
Irmgard Keun: „Kind aller Länder“; am Sonntag, 18. September, 19.30 Uhr, im Forum Gestaltung. Eintritt: 10 Euro / ermäßigt 5 Euro.