In dem geschichtsträchtigen Haus in der Brandenburger Straße 9 war einst die Kunst- und Gewerbeschule untergebracht. Heute werden diese Räumlichkeiten unter anderem von der Schule für Mode und Design genutzt. Welche Chancen bietet eine Ausbildung zum Modedesigner? Die Geschäftsführerin der Schule Barbara Liebecke gibt Antworten.
Was wünschen Sie sich von Bewerbern? Barbara Liebecke: Zunächst ein bisschen handwerkliches Geschick, Geduld und Kreativität, aber vor allem Leidenschaft.
Verglichen mit früher, wie hoch sind die Chancen, nach dem Abschluss eine gute Anstellung zu finden? Die sind nach wie vor nicht schlecht. Aber es kommt darauf an, wo man sich befindet. Hier in Sachsen-Anhalt ist es natürlich ziemlich schwierig, weil die wirtschaftliche Situation der Region auch schwierig ist. Einfach ist es dort, wo große Firmen sitzen und unsere Absolventen eine Festanstellung finden. Ein bisschen schwieriger ist es im Kostümbereich für Fernsehproduktionen. Denn dort muss man sich immer von Job zu Job hangeln.
Das heißt, die meisten arbeiten aber schon eher in Festanstellungen? Ja. Aber es ist natürlich trotzdem ein harter Job. Man muss sich vorstellen, dass die Produktion nicht mehr in Deutschland, sondern in anderen Ländern, Südostasien in der Regel, stattfindet. Hier in Deutschland wird im Grunde nur alles Vorbereitet. Das Design, der Vertrieb und natürlich der Verkauf. Dadurch hat man aber nicht mehr alles so gut im Überblick.
Wie viele Ihrer Absolventen bleiben in Magdeburg und arbeiten hier auch in der Modebranche? Ein paar. Die, die hier bleiben, machen sich selbstständig. Beispielsweise Carolin Goldmann mit ihrem Label Lady Caro Lynn. Wir sind sehr stolz, dass es einige geschafft haben, einen Platz in der Stadt zu finden.
Es gab früher mal Nachrichten vom bevorstehenden Ende der Schule. Wie sieht die momentane Situation aus? Das grundsätzliche Problem ist die schwache wirtschaftliche Kraft der Region. Das macht uns das Arbeiten nach wie vor nicht leicht. Wer mehr will, muss wie alle anderen nach Berlin oder Hamburg gehen. Selbst Hannover kann auf eine stärkere wirtschaftliche Kraft bauen. Das bezieht sich vor allem auf Firmen, von denen man Aufträge und Sponsoring bekommt. Unser Modell ist es, dass Schüler zumindest einen Teil ihrer Ausbildung selbst finanzieren, weil das Land nicht bereit ist, solche Ausbildungen zu unterstützen. Derzeit bieten wir Arbeitsgruppen an Schulen an. Das ist für Schüler kostenfrei. Hier zahlen die Schulämter die Kurse. Da erleben wir, dass es unter jungen Mädchen ein riesiges Interesse gibt, nähen zu lernen.
Wie ist die Modedesigner-Ausbildung aufgebaut? Die Ausbildung ist in Module aufgebaut. Die Schüler wählen einzelne Module aus. Damit stellen sie selbst die Schwerpunkte zusammen, um sich für ihre spätere Richtung zu spezialisieren. Je nachdem was sie machen möchten, besuchen sie mehr oder weniger Module. Es gibt zum Beispiel Werkstoffkunde, Maschinenkunde, man kann das Erstellen von Schnittkonstruktionen lernen und ebenso Kollektionen zu erarbeiten.
Es gibt an der Schule auch Kurse für den Hobbybereich. Werden diese gut besucht? Ja, die werden gut besucht. Das sind vor allem Standardnähkurse. Was ebenso sehr gut funktioniert sind Nähkurse für Kinder in den Ferien. Daher sehe ich für die Zukunft nicht schwarz, das Interesse künftiger Generationen für Mode bleibt groß. Wo kommen die Sachen her, sind sie nachhaltig? Das Bewusstsein, worum es geht, ist stärker geworden.
Sind Magdeburger eigentlich modebewusst? Die Leute könnten ein bisschen modemutiger sein. Das würde mich freuen. Es ist schade, dass Mode so stark von Trends bestimmt wird. Die meisten Magdeburger könnten sich ganz klassisch von einer Schneiderin genähte Kleidung gar nicht leisten. Hier würden sich etwa 25 Euro Stundenlohn im Preis niederschlagen. Deshalb zieht das preiswerte Angebot von Modeketten. Da ist die Auswahl natürlich eingeschränkt und weniger individuell. Ein bisschen Mut gehört ja auch dazu.
Weitere Informationen zur Modeschule und dem Kursangebot finden Sie unter: schulefuermodeunddesign.de