Da gibt es doch diesen Herrn mit komischer Frisur und offensichtlich mancher verbaler Entgleisung, Donald Trump. Und dann ist da dessen Widersacherin Hillary Clinton. Beide flimmern seit Wochen über die TV-Bildschirme. Oh, ich habe untertrieben: Das Wahlkampfpärchen aus Übersee ist nicht nur seit Wochen, sondern seit Monaten tägliches Medienthema. Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich zwischen den Beiden sogar eine Wahl – also ich meine, die Berichterstattung ist derart penetrant, dass man glauben müsste, es ginge um die Direktwahl des Bundespräsidenten in Deutschland. Nun stelle ich mir die Frage, warum ich mich ständig fragen soll – jedenfalls suggeriert mir das die Nachrichtenflut – wer nun das kleiner Übel ist, Clinton oder Trump? Totaler Blödsinn. Ich muss ohnehin nehmen, wen die US-Amerikaner haben wollen. Warum nur dieser ganze Rummel? Etwa, damit ich mich daran erinnere, wie wichtig die USA für mein deutsches Wohlbefinden oder damit ich nicht vergesse, wer auf dieser Erde die Größten sind? Dabei werde ich doch mit Markendominanz und Internetmacht aus den Vereinigten Staat ohnehin täglich darauf aufmerksam gemacht, wie tief sich die US-Konzerne in meinem Leben breit gemacht haben. Übrigens, wenn in Russland gewählt wird, gibt es natürlich auch Berichte; meistens darüber, wie Zar Wladimir die anderen an die Wand drückt, um allein herrlicher und mächtiger zu erscheinen. Über ein derart einseitiges Thema kann man natürlich nicht dauerhaft berichten. Das würde langweilig werden. Spannender sind da schon die Skandale, die von Donald durch die TV-Leitungen wabern. Gut, ich mache es an dieser Stelle auch nicht besser als die anderen und rücke diese Präsidentenwahl in den Mittelpunkt, obwohl ich das gar nicht wollte. Doch ich muss es tun, um die Frage stellen zu können, warum die wertvollen Sendeminuten nicht mit Themen aus der eigenen Nation oder aus einem politisch instabilen und bröckelnden Europa gefüllt werden können? Bitte nicht falsch verstehen, natürlich soll über den Wahlkampf zwischen Frau Clinton und Herrn Trump informiert werden. Jedoch verbreitet die massive Verbreitung schon jetzt ein Gefühl von schicksalhafter Auslieferung. Und sollte Hillary Clinton als erste weiße Frau ins Weiße Haus einziehen, höre ich schon den aufatmenden Chor der Kommentatoren, die als frohe Botschaft verkünden, welches Übel mit der Wahlentscheidung verhindert wurde. Währenddessen wird sicher kein amerikanischer Einfluss auch nur einen Dunstmillimeter aus dem Spiel um die Macht an irgendeiner Stelle der Erde zurückgenommen worden sein. Naja, Frisuren und anderes Gedöns sind eben wichtiger. Wer wählt diese Unwichtigkeiten eigentlich aus? Ich möchte endlich davon erlöst werden. Thomas Wischnewski