Der AOK-Gesundheits- tipp: Richtig Impfen.
Bei der letzten großen Masern-Epidemie vor zwei Jahren erkrankten in Deutschland laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklä- rung (BZgA) zehnmal so viele Menschen an Masern wie im Jahr davor. 85 Prozent dieser Menschen waren nicht oder nicht ausreichend geimpft. Das zeigt: Der richtige Impfschutz ist nach wie vor lebenswichtig.
Viele Infektionskrankheiten wie Diphtherie oder Keuchhusten wurden in den vergangenen Jahrzehn- ten effektiv zurückgedrängt. Damit das so bleibt, sind Impfungen aber weiterhin notwendig. Denn be- stimmte Erkrankungen werden immer wieder aus anderen Teilen der Welt eingeschleppt. Nur wenn die große Mehrheit der Bevölkerung immunisiert ist, breiten sich die Erreger nicht aus. Das schützt dann auch diejenigen, die nicht geimpft werden können, etwa Neugeborene oder Menschen, bei denen eine Impfung aus gesundheitlichen oder medizinischen Gründen problematisch ist.
Impfen beginnt schon im Kindesalter
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Ro- bert Koch-Instituts empfiehlt, bereits im Kindesalter mit der Grundimmunisierung zu beginnen. Jährlich veröffentlicht sie einen aktualisierten Impfkalender, in dem alle Impfempfehlungen stehen. Bereits ab dem Alter von 6 Wochen sollte gegen Rotaviren geimpft werden, ab dem 2. Lebensmonat folgen Te- tanus, Diphterie und Keuchhusten. Ab dem 11. Le- bensmonat steht die erste Masern-Mumps-Röteln- Impfung an. Übrigens: Für ihre Versicherten über- nimmt die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für alle Impfungen, welche in die Schutzimpfungsrichtlinien auf Grundlage der STIKO-Empfehlungen aufgenom- men werden.
AOK erinnert: Auffrischen nicht vergessen
Aber auch Erwachsene sollten ihren Impfschutz im Auge behalten. Das Impfungen aus der Kinder- zeit ein Leben lang ausreichen, ist ein Irrglaube. Die STIKO empfiehlt beispielsweise bei Erwachsenen alle zehn Jahre eine Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphterie. Das gilt insbesondere für ältere Men- schen. Deren Immunsystem ist häufig nicht mehr so belastbar wie das junger Leute. Die Folgen einer Erkrankung werden mit zunehmendem Alter zudem schlechter kompensiert. Auch seinen Impfstatus in Bezug auf Masern sollte man im Auge behalten, denn Masern sind extrem ansteckend. Die STIKO empfiehlt seit 2010 deshalb allen über 18-Jährigen, die nach 1970 geboren sind und noch nicht geimpft sind, einen Impfschutz gegen Masern.
Der Impfpass hilft bei der Übersicht
Der Impfpass hilft dabei, die Übersicht zu behal- ten. Darin steht, wogegen Sie bereits geimpft wur- den und wann die nächste Impfung ansteht. Sollten Sie dem Impfpass nicht mehr finden, ist dies kein Beinbruch. Reden Sie mit Ihrem behandelnden Arzt. Wenn Sie bereits seit Jahren dort in Behandlung sind, hat er eventuell die Impfungen in seinem Sy- stem gespeichert. Wenn auch das nicht klappt und Sie unsicher sind, können Sie sich im Zweifel auch erneut impfen lassen. Dies ist nicht schädlich – ein „überimpfen“ gibt es nicht.
Was passiert beim Impfen?
Das Immunsystem schützt unseren Körper vor Krankheitserregern. Als „Ordnungshüter“ kann es passende Abwehrstoffe entwickeln, sogenannte An- tikörper, welche die Eindringlinge zerstören. Die Bau- anleitung für die Antikörper bleibt im Immunge- dächtnis, sodass derselbe Erreger bei erneutem Kontakt besser abgewehrt werden kann.
Ein Impfserum enthält abgetötete oder – wie zum Beispiel im Fall von Masern, Mumps und Röteln – abgeschwächte Erreger, gegen die unser Organis- mus Antikörper bilden kann, ohne zu erkranken. Das nennt man aktive Schutzimpfung. So ist der Körper im Ernstfall auf die gefährlichen Krankheitserreger vorbereitet und kann schnell reagieren.
Passive Impfungen hingegen bestehen aus vor- produzierten Antikörpern. Sie werden vor allem dann verabreicht, wenn eine aktive Immunisierung aus Zeitgründen nicht mehr möglich ist, etwa wenn jemand von einem tollwütigen Tier gebissen wird und nicht gegen Tollwut geimpft ist. Die passive Im- munisierung wirkt sofort, schützt aber nicht so lange wie die aktive Impfung, da die Antikörper mit der Zeit abgebaut werden. Und sie ist nur für einige Erkran- kungen verfügbar.
Ist Impfen gefährlich?
Beim Impfen treten nur in Ausnahmefällen Kom- plikationen auf. Diese beschränken sich zudem auf Hautrötungen oder Schwellungen, die schnell wie- der abklingen. Hier hilft oft schon, die Einstichstelle zu kühlen. Fieber unter 39,5 Grad Celsius, Kopf- und Gliederschmerzen oder Schwächegefühl sind eben- falls normale Reaktionen des Immunsystems. Viele Meldungen, etwa, dass Impfungen Allergien fördern, lassen sich zudem laut Robert-Koch-Institut (RKI) und Paul-Ehrlich-Institut (PEI) wissenschaftlich nicht belegen. Insgesamt haben die Impfstoffe in Deutschland eine sehr hohe Qualität. Angst vor schädlichen Quecksilberverbindungen braucht man nicht zu haben. Die Hersteller, so das RKI, hätten auf die Debatte reagiert: Für alle generell empfohlenen Schutzimpfungen seien quecksilberfreie Impfstoffe verfügbar.
Impfungen sind freiwillig, daher muss jeder nach Abwägung von Nutzen und Risiken selbst entschei- den. Wer bewusst auf Impfungen verzichtet sollte sich vor Augen führen, dass eine einmal ausgebro- chene Krankheit wesentlich gefährlicher ist und unter Umständen sogar zum Tod führen kann.
AOK-Faktenboxen – Orientierung für Ihre Gesundheit
Wer mehr zur Auffrischimpfung für Tetanus, Diphterie und Keuchhusten wissen möchte oder ob er seine Kinder gegen Masern, Mumps, Röteln impfen lassen sollte, dem geben die AOK-Faktenboxen umfassende Informationen – so aufbereitet, dass auch Nicht-Fachleute sie verstehen. Mehr Infor- mationen gibt es unter: www.aok.de/inhalt/faktenboxen-gesundheit