Rechts fahren, links blinken

thomas_editorialManchmal verwechselt man rechts mit links, meistens wenn man jemandem die Richtung angeben möchte. Bei Frauen soll dieses Phänomen sogar häufiger vorkommen als bei Männern. Dieser Schluss kann natürlich auf ein Wahrnehmungsproblem meinerseits zurückgeführt werden. Wer kurz nachdenkt, weiß natürlich sofort, wo sich auf welcher Seite die rechte und die linke Hand am Körper befinden. Politisch ist die Sache etwas kniffliger. Deshalb irritiert es, dass ganz fix von einer Richtung auf die andere gezeigt wird. Offensichtlich weiß jeder sofort, wo der andere steht. Fraglich bleibt häufig, von welchem Standpunkt aus der jeweilige Richtungsbestimmer gezeigt hat. Bei der Parteien-Landschaft war bisher alles einfach: SPD, Grüne und Die Linke – letztere bekennen sich im Namen – werden links verortet. CDU, CSU und FDP – da war doch noch was? – galten lange Zeit als wertkonservatives Gewicht, also quasi irgendwie rechts – obwohl man sich selbst eher als mittig betrachtete. So richtig rechts hieß dann NPD. Nun fährt die AfD mit und blinkt auf der politischen Landkarte ebenfalls rechts. Aus ihrer Sicht fährt allerdings alles neben ihr links, schlimmstenfalls „linksversifft“. Klar, wer im Verkehr motorisiert unterwegs ist, stinkt. Doch das gilt für jeden Verkehrsteilnehmer, egal ob man auf der rechten oder linken Spur Gas gibt. Dazwischen liegt manchmal ein Grünstreifen. Die Grünen – in der Mitte? Also bei einigen naturkonsequenten Forderungen ist Grün derart konservativ, dass man sie eigentlich ziemlich rechts ausmachen muss. Die SPD ist ohnehin – das sagen alle – nach rechts gerückt. Und während ihres Abbiegevorgangs hat sie die CDU nach links abgedrängt. Wahrscheinlich nehmen sich deshalb Sozis und AfDler so oft gegenseitig die Vorfahrt. Gewalt darf man übrigens nicht mit einem Unfallgeschehen gleichsetzen. Eine solche ist immer extrem, egal ob rechts oder links und derartige Lebensverkehrsteilnehmer muss die Verkehrspolizei konsequent kontrollieren und mit Strafen, notfalls Führerscheinentzug belegen. In der Alternative im Land des Rechts- vor Linksverkehrs sollte man sich weniger wundern, dass man grundsätzlich als Rechtsfahrer betitelt wird, weil sich alles andere ohnehin links bewegt. Es ist eben knifflig mit den Richtungen. Noch vertrackter wird es im internationalen Verkehrsvergleich. In Deutschland ist man per se immer ein Rechtsfahrer. Da können sie noch so viel links blinken, im Kreisverkehr gehts nur rechts raus. Bei den konservativen Briten, die am europäische Stoppschild angehalten haben, fahren ausschließlich links. Denken Sie mal drüber nach – keiner fährt immer in eine Richtung und biegt nie ab. Mist – wenn ich mich umdrehe, sind rechts und links plötzlich vertauscht. Nichts stimmt mehr. Also Regeln beachten, rechtzeitig bremsen und angemessen beschleunigen – darauf kommt es an. Thomas Wischnewski