Singend, springend, jubilierend tanzt Telemann durch den Park am Gesellschaftshaus. Ankündigung für das neue Inszenierungsjahr der Kammerspiele Magdeburg. Eine Vorschau. Von Birgit Ahlert Große Vorhaben planen die Kammerspiele Magdeburg für das nächste Jahr. Dabei reicht das Repertoire von Tragik bis Komik, mit Musik und Nachdenklichem, mit Solo- und Ensemble-Stücken. Wieder hat sich die Theatercrew von KULT e.V. prominente Gäste eingeladen, sogar die Fußballfans werden eine Rolle spielen. Und es wird auch auf Tournee gehen, wie Schauspieler Michael Günther beim Kompakt-Gespräch verriet. Zunächst gibt es jedoch erst einmal eine Wiederaufnahme: Das erfolgreiche Stück „Abraham“ mit Jörg Schüttauf in der Hauptrolle des Komponisten, der in den 1930er Jahren zunächst jubelnd gefeiert wurde, später aber aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus Deutschland fliehen musste. Dirk Heidicke machte aus dem geschichtlichen Stoff eine bewegende Inszenierung zwischen Tragik und Komik, mit viel Musik. Den Frauen an Abrahams Seite gibt Susanne Bard Figur und Stimme. Am Klavier ist Jens-Uwe Günther zu erleben, der zudem die musikalische Leitung inne hat. Die Aufführung wird diesmal nicht im Blüthnersaal der Stadthalle stattfinden, sondern in der Feuerwache. Termin: 16. November, 19.30 Uhr.
Nach den erfolgreichen Gastspielen in Hamburg vor stets ausverkauftem Haus gehen die Akteure nun mit dem Stück auf Tournee, u.a. in die Lutherstadt Eisleben, nach Erlangen, ans Schlosstheater Fulda, nach Minden, Norderstedt, Wolfenbüttel …
Die nächste Uraufführung kommt bereits am 10. Dezember auf die Bühne: Dann kümmern sich die Kammerspiele um „Die Schöne und das Biest“. Im zweiten Jahr bietet das Ensemble eine Winterinszenierung der Reihe „Olvenstedt probiert’s“. Dazu schrieb Hausautor Dirk Heidicke eine Magdeburger Fassung der Geschichte für die „Theatertruppe vom Bruno-Taut-Ring“, die mit ihren „öffentlichen Proben“ auf der Bühne der Feuerwache zu erleben sein werden. Das geht natürlich nicht konfliktfrei ab und ganz gewiss auch nicht spaßfrei. Der mittlerweile 24. Versuch von „Olvenstedt probiert’s“ hat Premiere am 10. Dezember um 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen gibt es vom 12. bis 19. Dezember, jeweils 19.30 Uhr, sowie am 18. Dezember um 17 Uhr. Wer noch Karten möchte, sollte sich beeilen – einige Termine sind bereits ausverkauft.
Eine neue Silvester-Tradition haben die Kammerspiele vor zwei Jahren in der Feuerwache gestartet: Mit dem „Menü für Margot“, einer ostdeutschen Fassung des „Dinner for one“. Zu Silvester gibt es fünf Vorstellungen des neuen Kult-Stückes ab 15 Uhr bis Mitternacht. „Wir können uns nichts Schöneres vorstellen, als den Jahreswechsel mit unseren Zuschauern zu erleben – und ihnen Freude zu bereiten“, sagt Schauspieler Michael Günther. Er übernimmt in der Inszenierung wieder den rasanten Part des „Diener-Enkels“ alias Lothar, Kellner der Honeckers – und an diesem Abend außerdem Leonid Breschnew, Wojciech Jaruzelski, Deng Xiaoping und Fidel Castro, in rasantem Wechsel. Gefeiert wird der 88. Geburtstag von Margot Honecker, die gedanklich jedoch an ihrem 44. verharrt. Als „blaue Eminenz“ überzeugt Susanne Bard… Immer wieder dem Publikum zuprostend. Im Eintrittspreis sind vier Getränke enthalten, mit denen man auf die Jubilarin anstoßen darf, ja muss!
Luther vom Sockel holen
Historisch wird es im Jahr 2017 für Magdeburg bekanntlich zweifach jubiläend: Der offizielle Auftakt des Luther-Jahres war gerade, da schickt sich das Ensemble der Kammerspiele an, den berühmten Reformator vom Sockel zu holen: „Bruder Martin und Bruder Johann“ wird das Verhältnis von Martin Luther und seinem „Widerpart“ Johann Tetzel ins Visir nehmen. „Beide wollten Gutes, jeder auf seine Weise“, erklärt Michael Günther. Der wird in die Rolle des Tetzel schlüpfen, während Oliver Breite (gerade als „Faust“ in Magdeburg gefeiert!) den Luther übernnimmt. Im Stück, von Dirk Heidicke geschrieben, treffen die beiden erstmals wirklich aufeinander. „Eine spannende Sache“, verspricht das Ensemble.
Zeitgleich hat Magdeburg das Telemann-Jahr. Zum 250. Todestag des großen Komponisten gibt es viele Aktionen und Aufführungen. Dazu gehört ein Stück aus der Feder von Dirk Heidicke: „Sieg der Schönheit“, nach einer in Hamburg entstandenen Oper. Doch beleuchtet wird vor allem die Magdeburger-Zeit von Georg Philipp Telemann. Was hat er hier bewegt, was ist heute noch zu spüren? Dabei gehen die Kammerspiele wieder völlig eigene Wege, so bringen sie u.a. den Barockkomponisten mit den Fans vom 1. FC Magdeburg zusammen. Ob er mit ihnen ein Lied einstudiert? „Wenn wir das hinkriegen, wird es toll!“, erklärt schmunzelnd Michael Günther. Die Gespräche darüber laufen bereits, doch mehr möchte er nicht verraten. Weitere Mitstreiter werden Susanne Bard und Michael Mangel sein, der vielen aus den Olvenstedt-Inszenierungen bekannt sein dürfte. Auf die Rolle des Telemann stimmt sich bereits der Schauspieler Matthias Engel vom Theater an der Angel ein. Das dies nicht ganz spaßfrei zugeht, zeigen die Bilder auf der Seite links.
Aus Freundschaft entsteht zudem für den März eine Gemeinschaftsproduktion mit dem Theater an der Angel: „Nachbarn“ ist der vielsagende Titel. Was bedeutet das, mit welchen Gefühlen ist das Wort verbunden? Es führt bis zur eigenen Haustür. Beliebte Inszenierungen wie „Schön im Zwielicht“, „The Kraut“, „Die Birnen von Ribbeck“, „Grand mit Diva“ bleiben im Repertoire. Ob es von der im Sommer gefeierten „Faust“-Inszenierung weitere Aufführungen geben wird, ist derzeit noch nicht geklärt. Ein Antrag auf Förderung wurde gestellt, um einen humanen Eintrittspreis für Schüler zu gewährleisten. Aktuelle Termine: www.kammerspiele-magdeburg.de