Vor einer Weile war ich mit meinem Bekannten Tom verabredet. Wir kennen uns schon seit der Schulzeit und hin und wieder treffen wir uns auf einen Kaffee oder ein Gläschen Wein. Reden über die verrückten Momente der Vergangenheit und über das Alltägliche von heute … Ohne Vorwarnung begann er über das Thema Gleichberechtigung zu referieren und ich freute mich schon, dass endlich mal ein Kerl begreift, warum das für uns Frauen eine so große Rolle spielt. Doch während sich seine Worte durch meine Hirnwindungen quälten, begriff ich, dass es gar nicht um uns Frauen geht. Es müsse endlich mal eine Männerbewegung geben, nuschelte er zwischen zwei Schluck Kaffee. Er fühle sich gar nicht mehr als Mann in seiner Beziehung. Noch ein Schluck. Er müsse sich emanzipieren. Krampfhaft umklammerte er seine Kaffeetasse und ich schaute ihn nur verdutzt an. Als er meinen fragenden Blick bemerkte, fuhr er fort: Seine Frau verdiene so viel wie er und zu Hause brauche sie ihn gar nicht. „Sie hängt Bilder alleine an die Wand, hat ihren neuen Schrank selbst aufgebaut, pflegt das Auto, behebt Computerprobleme und hackt neuerdings sogar Holz.“ Ich fragte ihn, ob er eine Einladung brauche, um gewisse Dinge selbst anzupacken. Nein, natürlich nicht! Oder ob seine Frau ihn schon häufiger um etwas gebeten habe, wofür er dann vielleicht keine Zeit fand. Wie käme ich denn auf diese Idee? … Aber offensichtlich hatte unser Gespräch doch etwas bewirkt. Als wir uns vor ein paar Tagen erneut getroffen hatten, fing Tom gleich an zu schimpfen. Seine Frau brauche ihn nun ständig, sogar zum Wäsche waschen, Blumen gießen, bügeln und kochen. Das war ihm wohl auch nicht recht. Ob es daran lag, dass ihm die Aufgaben nicht männlich genug waren? Oder daran, dass die Nachfrage nach seiner Person zu stark angestiegen war? Tom wollte es nicht verraten. Und ich zog nach unserem Treffen los, um mir einen neuen Wagenheber zuzulegen. Schließlich steht der Winter vor der Tür. Es geht eben doch auch ohne … Leonie Felix