„Den schönsten Zeitvertreib in unserem ganzen Leben weiß doch Music allein zu geben…“
Von Tina Heinz
Das oben genannte Zitat stammt von keinem geringeren als dem wohl bekanntesten Magdeburger Komponisten Georg Philipp Telemann. Alle anderen reizvollen Arten, sich die Zeit zu vertreiben, seien „wo nicht mit Schaden, Schmerz, Verdruß, doch wenigstens mit Ungemach gepaart“. Die Musik ist es also, die den Menschen die beste Ablenkung und Abwechslung vom Alltag bietet. Stephan Schuh kann diese Ansicht sicher uneingeschränkt teilen.
Schließlich ist er seit fast einem Jahr der Direktor des Konservatoriums Georg Philipp Telemann.
Dass der Barock-Komponist Namensgeber der städtischen Musikschule ist, liegt auf der Hand. Nicht nur ist er ein Sohn Magdeburgs, er erlernte auch als Autodidakt eine Vielzahl von Instrumenten, darunter Gambe, Violine, Klavier und Flöte. Bereits seit 1954 existiert das Institut zur musikalischen Erziehung und Ausbildung, dessen Angebote vordergründig an Kinder und Jugendliche, aber auch an Erwachsene gerichtet sind. Vor 61 Jahren wurden in der „Volksmusikschule“ 95 Schüler von 23 Lehrkräften unterrichtet. Mehrere Namensänderungen und Standortverlegungen hat die Einrichtung seitdem hinter sich.
Inzwischen reiht sich die Musikschule in ein Ensemble mit Opernhaus und Stadtbibliothek am Breiten Weg. Im Jahr 2000 wurde der Neubau eröffnet. Zum selben Zeitpunkt erfolgte die Umbenennung in Konservatorium Georg Philipp Telemann. Ein klangvoller Name, findet Direktor Stephan Schuh, der eigentlich auf eine hochschulartige Ausbildungsstätte schließen lässt. Doch eine derartige Musikausbildung gibt es in Sachsen-Anhalt derzeit nur an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. „Und selbst die ist in Gefahr“, sagt der Pianist und Musikpädagoge. „Traurig, dass die Landeshauptstadt in diesem Bereich nichts vorzuweisen hat.“ Schließlich gibt es viele Gründe für eine universitäre oder hochschulartige Musikausbildung. Die kulturelle Bereicherung ist nur einer davon.
Die Bezeichnung der Musikschule als Konservatorium sei dennoch berechtigt. „Zum einen aufgrund der Wortbedeutung ‚bewahren‘. Zum anderen, weil diese Ausbildungsstätte hier in Magdeburg etwas Besonderes ist“, meint Stephan Schuh, der sein musikalisches Handwerk in Deutschland, Österreich und Italien erlernt und perfektioniert hat. „Sie ist einer der ganz bedeutenden Institutionen deutschlandweit und rangiert in Sachsen-Anhalt natürlich an erster Stelle.“ Etwa 2680 Musikschüler besuchen derzeit das Konservatorium. 1600 Wochenstunden werden erteilt, jährlich finden bis zu 300 Veranstaltungen statt. 110 Mitarbeiter – sowohl im administrativen als auch im musikpädagogischen Bereich – sind am Telemann-Konservatorium angestellt. „Und wir reden hier von Festanstellung, was an Musikschulen keinesfalls üblich ist“, fügt der Direktor hinzu, der aufgrund seiner Leitungsfunktion selten Zeit findet, um selbst zu unterrichten.
Vielfältig sind die Unterrichtsangebote allemal. Sie reichen von der musikalischen Früherziehung bis zur studienvorbereitenden Ausbildung, vom Zupforchester über das Jugendsinfonieorchester bis hin zur Big Band und diversen Rock-Pop-Bands und Gesang. Im Fachbereich Elementare Musikerziehung haben kleine Kinder die Möglichkeit, erste Erfahrungen zu sammeln, ihre Stimme und Musikinstrumente kennenzulernen. „Die Früherziehung wird häufig unterschätzt“, meint Stephan Schuh. „Dabei fördert sie die Grobmotorik und die Feinmotorik der Kinder und ermöglicht ihnen, kreativ zu werden.“
Diese Kreativität kann dann beim Erlernen eines bestimmten Instrumentes ausgelebt werden. Die Bandbreite reicht von beliebten Instrumenten wie Gitarre und Klavier oder „Exoten“ wie Susaphon und Harfe. Bei einigen Instrumenten gibt es aufgrund der zahlreichen Anmeldungen allerdings eine Warteliste. „Wer tolerante Nachbarn hat, kann sich auch am Drumset oder an den Perkussionsinstrumenten austoben“, sagt der Direktor mit einem Augenzwinkern. Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, sollte sich über die Ausbildung im Fachbereich Jazz-Rock-Pop informieren. „Wie in jedem Bereich soll auch im Thiem20 das Musizieren Spaß machen, die Schüler können ihre Wünsche äußern und sollen sich ausprobieren“, betont Stephan Schuh. Und auch das Thema Improvisation soll nicht zu kurz kommen. Ein schöner Zeitvertreib, ganz im Sinne Telemanns…
www.telemann-konservatorium.de