Wer beim Bauen nicht rechtzeitig an die Nachbarn denkt, kann manchmal böse Überraschungen erleben. Viele Konfliktpotenziale mit Menschen nebenan lassen sich im Vorfeld ausräumen.
Von Matthias Kühne
Endlich ist das passende Grundstück gefunden, das Haus geplant und die Finanzierung steht auch. Alle Unwegsamkeiten sind aus dem Weg geräumt und der Traum vom eigenen Heim kann Wirklichkeit werden. Nur mit einem haben Sie die Rechnung nicht gemacht: mit dem Nachbarn.
Oft knobelt man Monate lang am Bauvorhaben, bedenkt jede Kleinigkeit, möchte sich im Lebensraum verwirklichen und ein Wohlfühlnest für die Familie schaffen, doch dann stänkert einer der Anrainer an ihrem Vorhaben herum und stört den Plan. Da können die Nerven schnell blank liegen.
Wer baut, sollte immer vor Augen haben, dass nebenan auch Menschen bauen oder schon wohnen und dass man gemeinsam ein Leben lang nebeneinander auskommen muss. Ist ein Streit erst richtig ausgewachsen, kann ein schlechtes Nachbarschaftsverhältnis das Leben schwer beeinträchtigen.
In der Regel werden mit der Erteilung der Baugenehmigung von der Behörde – zumindest im rechtlich vorgeschriebenen Rahmen – die Interessen der Nachbarn berücksichtigt. Die rechtlichen Bedingungen decken sich aber häufig nicht mit den individuellen Bewertungen der Nachbarn. Kommen Sie also schon am Anfang Ihrer Planungen mit ihren Nachbarn ins Gespräch. Spielen Sie bei den Details der Grundstücksbebauung mit offenen Karten. Wenn jemand weiß, was geschieht, entwickelt man meistens eine positive Einstellung dazu. Andere vor vollendete Tatsachen zu stellen, besitzt oft Konfliktpotenzial – auch wenn Sie baurechtlich alles richtig gemacht haben. Sie würden dies sicher auch nicht gut finden.
Wägen Sie im Vorfeld ab, ob Sie lieber eine offene Gestaltung für Ihren Lebensraum ins Kalkül ziehen oder ob Sie sich eher abschotten wollen. Höhere Zäune, Hecken und Sichtschutzanlagen kann man notfalls auch später noch errichten. Sollten Sie den Eindruck haben, ihre Nachbarn fühlen sich von einem freien Sichtfeld beeinträchtigt, planen Sie besser gleich einen Sichtschutz. Wenn die Nachbarn selbst Wert auf ungestörten Rückzug legen, kann man dies ganz gut an deren Grundstücksgestaltung ablesen. Sich in einer möglichst sicheren „Burg“ verschanzen zu wollen, kann Nachbarn irritieren und sorgt eher für Distanz statt für Eintracht. Wie die Nachbarn ticken, können Sie stets nur selbst herausfinden. Das wird Ihnen kein Architekt oder Planungsbüro abnehmen können. Die müssen ja später nicht Zaun an Zaun zusammenleben. Überdenken Sie auch ihre Hobbys und Gewohnheiten – z. B. an welcher Stelle Sie später öfter Grillen werden. Und vielleicht können Sie darüber sogar mit Ihren Nachbarn ins Gespräch kommen, um zu selbst zu erfahren, was die so planen und sich wünschen. Vergessen Sie nie, dass Sie auch nur ein Nachbar sind. Wenn jeder nur an sich denkt, kann dies nie eine gute Voraussetzungen sein, um nebeneinander leben zu müssen.
Sich eine neue Wohnung zu suchen, wenn man es mit den Nachbarn nicht mehr aushält, ist einfach. Mit einem Haus kann man nun einmal schlecht umziehen. Informieren Sie sich bei allen am Bauvorhaben Beteiligten über deren Kenntnisstand zu den nachbarschaftlichen Bedingungen. Natürlich kann man nie alle Eventualitäten planen, doch wer von vornherein mögliche Konfliktpotenziale bedacht hat, lebt häufig in einer guten Nachbarschaft.