8.000 Lehrkräfte vor dem Ruhestand

StundenplanDie Schullandschaft sei zur Ruhe gekommen – sagt Thomas Lippmann, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Sachsen-Anhalt. Zumindest mit Blick auf sinkende Schülerzahlen und Schulschließungen. Doch ein großes Problem – von der Gewerkschaft immer wieder angemahnt – hängt nach wie vor wie ein Damoklesschwert über Sachsen-Anhalt: Der Lehrkräftemangel.


„Aktuell fehlen uns landesweit 600 Lehrkräfte“, erklärt Thomas Lippmann. „In Sachsen-Anhalt würden wir etwa 15.000 Lehrer benötigen, um eine gute Unterrichtsversorgung zu ermöglichen.“ Wenn nichts unternommen werde, sei davon auszugehen, dass mit jedem Jahr weitere 300 bis 400 Personen dieser Berufsgruppe fehlen werden. Dass die Zukunft so düster aussieht, ist eine Mischung aus natürlicher Entwicklung und politischen Fehlentscheidungen – man könnte auch sagen: Wir sparen an der falschen Stelle.
Als natürliche Entwicklung kann man Langzeiterkrankungen, Eigenkündigungen und zum größten Teil das Erreichen des Rentenalters bezeichnen. Nach Aussage des GEW-Landesvorsitzenden wird mehr als die Hälfte der Lehrkräfte – die Rede ist von etwa 8.000 – innerhalb der nächsten Dekade in den Ruhestand gehen. „Es steht uns ein großer Generationswechsel bevor“, so Thomas Lippmann. Keine natürliche Entwicklung ist, dass die Politik auf diese Tatsachen noch nicht reagiert hat. „Und vor der Landtagswahl wird natürlich auch nichts passieren …“
Eines der Probleme ist der Einstellungskorridor, der regelt, dass jährlich nur eine gewisse Anzahl von Lehrkräften nach dem Abschluss des Studiums in den Schuldienst übernommen wird. „Dieser Einstellungskorridor müsste erweitert werden beziehungsweise komplett wegfallen, anstatt Unterrichtsangebote zu reduzieren oder die Arbeitszeit der Lehrkräfte zu erhöhen“, so der GEW-Landesvorsitzende.
Doch selbst, wenn dieser Einstellungskorridor nach der Landtagswahl wegfiele, stünde nicht automatisch ausreichend Lehrpersonal zur Verfügung. „Denn wir bilden im Land gar nicht genug Lehrerinnen und Lehrer aus“, sagt Thomas Lippmann. „Sinnvoll wäre eine – wie damals von Birgitta Wolff geplante – am Bedarf ausgerichtete Steuerung bei der Ausbildung. Dafür reichen nach den Kürzungen im Bildungsbereich jedoch die Kapazitäten an den Universitäten nicht.“ Ein Teufelskreis, aus dem das Land wohl so schnell nicht ausbrechen kann …

Tina Heinz