Barrierefreiheit – eine Welt ganz ohne Hindernisse … Ist das überhaupt wünschenswert? Dass man für Menschen, die aus diversen Gründen und auf unterschiedliche Weise eingeschränkt sind, Barrieren abbaut, um ihnen das Leben ein wenig zu erleichtern, steht außer Frage.
Aber haben Hindernisse nicht manchmal auch etwas Gutes? Sie fordern uns heraus, regen unser Denken und unsere Kreativität an, tragen dazu bei, dass wir gewisse Dinge in einem anderen Licht betrachten.
Und in bestimmten Situationen bewahren Barrieren auch vor größerem Schaden. Vor kurzem wollten ein paar Leute unbedingt nachts in meinen Laden im Breiten Weg einsteigen. Vermutlich haben ihnen meine Mode und mein Design so gut gefallen, dass sie nicht abwarten konnten, bis das Geschäft am nächsten Morgen öffnet. Nur die Ladentür hat sie daran gehindert. In dem Fall habe ich diese Barriere als etwas sehr nützliches empfunden.
Häufig hindert eben diese Tür aber auch tagsüber Menschen daran, mein Geschäft zu betreten, selbst wenn sie sperrangelweit offen steht. Sie schauen durch das Fenster, schaffen es aber nicht, den Fuß über die Schwelle zu setzen, um sich drinnen umzusehen. Dabei gibt es gar keine Türschwelle. Denn bei der Suche nach Räumlichkeiten für den Laden habe ich darauf geachtet, dass im Eingangsbereich keine Stufen vorhanden sind. Vielleicht gibt es da ein unsichtbares Hindernis – denn die Barrieren in den Köpfen machen oftmals mehr aus als sichtbare Blockaden. Treppen oder gar Berge zu überwinden scheint einfacher, als über den eigenen Schatten zu springen und Neues zu probieren, gewisse Dinge auszusprechen oder auf andere zuzugehen. Dabei ist es mir lieber, bei einem Gespräch Schranken zu überwinden und Barrieren abzubauen. Zögern Sie also nicht, wenn Sie während der Öffnungszeiten vor meinem Laden stehen. Kommen Sie herein und gönnen Sie sich mal wieder etwas Gutes. Ihre Anke Brämer