An Puppes Fäden zieht die Welt

Puppentheater435 Theater und Solisten aus 12 Ländern sind ab 24. Juni zu Gast. Sie blicken in die Stadt und wieder hinaus, vollziehen den „Blickwechsel“ – persönlich und beim gleichnamigen Festival.

Von Birgit Ahlert

Magdeburg international. Das Figurentheaterfestival hat sich im Laufe der Jahre nicht nur zu einem faszinierenden Kulturereignis entwickelt, sondern setzt auch international Maßstäbe. Beobachter mehrerer Länder haben sich bereits angekündigt. So wird sich die Pariser Festivaldirektorin Isabelle Bertola 14 Vorstellungen ansehen. Weitere ihrer Kollegen kommen aus Luxemburg, Dänemark, Holland und aus vier weiteren französischen Großstädten. „Das spricht für Magdeburg und die Aufmerksamkeit, die das Festival hat – damit auch für unsere Stadt“, freut sich Frank Bernhardt, Künstlerischer Leiter des Puppentheaters und Organisator des Festivals. Die Welt hat Magdeburg im Blick.
Mehr als 200 Künstler aus 12 Ländern werden in der Stadt zu erleben sein. Sie kommen aus den Niederlanden, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien, Ungarn, Russland, Bulgarien, USA, Belgien, Dänemark, Israel und mehreren Städten Deutschlands. Sie alle nehmen ihre Magdeburg-Erlebnisse mit nach Hause, erzählen von der Stadt an der Elbe und kommen nicht selten wieder zurück. „Für sie ist Magdeburg mehr als nur der Ort, in dem sie auftreten und dann wieder wegfahren“, weiß Frank Bernhardt, „sie erzählen, wie gern sie hier sind, und wie positiv sich die Stadt verändert hat.“  In diesem Jahr geht der „Blickwechsel“ u.a. über zum Thema „Weitblick: Osteuropa“, mit dem Fokus auf die Puppen- und Figurentheaterszene in Russland und Bulgarien, korrespondierend mit dem Projekt „Aufbruch“, das in einer Werkschau sieben kommunale Ensemblepuppentheater aus Thüringen, Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt präsentiert. Dazu wird es ein mehrtägiges Symposium mit internationalen Referenten geben. Die Inszenierungen reichen vom Taschenkabarett bis zur Aufführung mit Videoinstallation oder in einem nachgebauten „Viehwaggon“, der Teil des Spiels und Zuschauerraum zugleich sein wird. „Daraus ergibt sich ein völlig neues Zuschau-Erlebnis“, erklärt Frank Bernhardt. Erzählt „Die große Reise“ doch die Geschichte eines nach Buchenwald Deportierten … Eine berührende Auseinandersetzung mit deutscher Vergangenheit. Auf völlig andere Art widmet sich der Amerikaner Andy Gaukel dem Thema, entwickelt aus der Biografie eines deportierten Homosexuellen ein Plädoyer für Leben, Liebe und Freiheit im Figurenspiel. Objekttheater bietet „Plastic Heroes“, in dem aus unschuldigem Spielzeug ein ergreifendes Antikriegs-Szenario entsteht, ohne propagandistisch zu werden. Stattdessen:  „Humor und sinnliche Verführung“, kündigt Frank Bernhardt an.  Das Festival bietet Inszenierungen, die zeitbezogen und gleichzeitig zeitlos sind, mit Vielseitigkeit der Darstellungsmöglichkeiten. Längst ist das Puppentheater seinem Wort entwachsen, wird mit zahlreichen Mitteln zum umfassenden Theatererlebnis. Dabei steht Magdeburg im Fokus der internationalen Betrachtung. Was hier auf dem Programm steht, ist anschließend auch andernorts zu sehen, weiß Frank Bernhardt. Längst muss der Kurator das Festival nicht mehr erklären, beim Besuch in Russland freuten sich Künstler und Agenten über das Interesse. Und der Amerikaner Gaukel schrieb ans Theater: „Es ist eine unglaubliche Ehre, nach Magdeburg eingeladen zu werden.“ Magdeburg hat sich zu einem international gefragten Festival entwickelt, ist eines der drei größten und künstlerisch bedeutendsten im Land und lockt nicht nur regionale, sondern auch viele auswärtige Besucher in die Stadt und zu den Spielstätten.
Die Vorbereitungen laufen seit gut einem Jahr. Neben dem offiziellen Spielbetrieb im eigenen Haus an der Warschauer Straße heißt es für den Künstlerischen Leiter: Ensembles auswählen, einladen, Programm gestalten. Und die Finanzierung sichern! Die Kosten belaufen sich auf rund 340.000 Euro. Von der Stadt gibt es einen Zuschuss von 13 Prozent, der „Rest“ muss anderweitig aufgetrieben werden. Durch Eigeneinnahmen, Anträge bei Kunst- und Kulturstiftungen, beim Land Sachsen/Anhalt und bei städtischen Sponsoren. Ihnen allen gilt großer Dank, betont Frank Bernhadt, „ohne sie wäre das Festival nicht möglich.“
Das Figurentheaterfestival findet vom 24. Juni bis 1. Juli statt. Auftakt bildet traditionell das Erlebnisfest „La Notte“ (24./25. Juni) am und im Puppentheater sowie dem angrenzenden Gelände.  Weitere Details zu Programm und  Teilnehmern lesen Sie in der nächsten Ausgabe von Magdeburg Kompakt.
Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf, Informationen unter
www.blickwechselfestival.de