Magdeburgs Satire-Ikone Hans-Günther Pölitz war zur Tat geschritten und nahm gemeinsam mit Kabarett-Mimin Marion Bach die Zeit oder vielmehr das aktuelle Zeitgeschehen aufs Korn. Das jüngste Programm der Magdeburger Zwickmühle „Kommt Zeit, kommt Tat“ schlägt einen satirischen Bogen über politische und gesellschaftliche Bewegungen. Besonders wohltuend ist der vielschichtige Witz, mit dem Pölitz sowohl das ein als auch ein vollig anderes ideologisches Lager aufs Korn nimmt. So wirkt die Zusammenschau aller Nummern nicht einseitig oder gar pädagogisch dozierend, sondern stets dialektisch. Nichts ist ohne Ursache und nie etwas ohne Wirkung. Die Essenz der Grundbotschaft ist eher eine ironische Kritik an denen, die mit einseitigen Sichtweisen Wahrheiten verkünden wollten. Dennoch packt Hans-Günther Pölitz den Zuschauer immer wieder bei den Hörnern und stößt ihn mit der Nase auf politische Zusammenhänge. In undurchsichtigen Zeiten das Thema Flüchtlinge satirisch zu beackern und dabei Lacher zu erzeugen, ohne zu irritieren, gleicht einem Wagnis. Marion Bach und Hans-Günther Pölitz gelingt das zum Beispiel in einem Witz falscher Erwartungen an ein verheißungsvolles Retterland Deutschland. Trifft ein Flüchtling eine Fee und die gewährt ihm drei Wünsche. Der Flüchtling wünscht sich ein Haus. Schwupp ist es da. Der Flüchtling wünscht sich ein Auto.
Auch dieser Wunsch geht in Erfüllung. Mit der dritten bitte möchte der Flüchtling Deutscher werden. Plötzlich sind Haus und Auto weg. Wie das, fragt der Flüchtling die Fee. Deren Antwort lautet: Deutsche müssen für Haus und Auto arbeiten. Flankiert werden die einzelnen Nummern in gewohnter Manier mit Liedern, bei denen Pölitz am Klavier spielt. Ein umgedichtetes Couple von Otto Reuter ist dabei, aber auch Helene Fischers „Atemlos“ wird kabarettistisch zu einem „Ahnungslos“ umgedichtet. Marion Bach steht dem Altmeister Pölitz zu jeder Zeit als gleichwertige Partnerin gegenüber. Das gelingt natürlich schon deshalb, weil sich der Texter des Programms selbst auf die Schippe zu nehmen vermag. Über die gesamte Spieldauer erlebt der Zuschauer zündende Pointen, selbst wenn kriegstreiberische Aspekte satirisch seziert werden. Fazit: Das Programm ist auf der Höhe der Zeit und unbedingt eine Besuchsempfehlung. (tw)
Spielplan unter: www.zwickmuehle.de