Bestatter brauchen Humor

AbendfriedePoetter„Hätte ich vorher gewusst, wie gut dieser Beruf zu mir passt, hätte ich schon früher gewechselt“, sagt Jürgen Pötter. In der Abendfriede-Serie (Teil 5) erzählt er über seine Arbeit als Bestatter.

Es ist die Arbeit mit den Menschen, die mir am Herzen liegt“, sagt Jürgen Pötter. Ihnen hilfreich zur Seite zu stehen, Trost zu geben, das liegt ihm, passt zu seiner Art, mit dem Leben umzugehen. „Das ist genau das Richtige für mich“, sagt der 59-Jährige. Und das, obwohl zu seinem Arbeitsbereich der Tod gehört. Doch für Jürgen Pötter gehört zur Tätigkeit als Bestatter wesentlich mehr, als Verstorbene abzuholen und zur letzten Ruhestätte zu bringen. Er möchte den Hinterbliebenen das Gefühl geben, ihre Angehörigen, ihre Freunde und Verwandten befinden sich in guten Händen. Das beginnt bereits beim Abholen der Verstorbenen. Jürgen Pötter und seine Kollegen achten behutsam auf würdevollen Umgang. Egal, wohin sie gerufen werden. Die Bestatter von Abendfriede sind nicht nur in Magdeburg im Einsatz, auch im Umland, bis nach Halle, oder sogar bis Holland waren sie bereits unterwegs. Durchschnittlich 40 Mal im Monat, bis zu fünf Mal am Tag. Die Bestatter sind wechselnd in 24-Stunden-Bereitschaft, um schnell vor Ort sein zu können. „Wir wissen nie, was der Tag uns bringt.“ Sich immer neu orientieren, liegt Jürgen Pötter. Immer wieder andere Menschen kennenzulernen, mit neuen Situationen, neuen Herausforderungen umzugehen. Natürlich gibt es auch Einsätze, die unangenehm sind oder uns an Grenzen bringen. Nach Unfällen zum Beispiel, oder wenn es um Kinder geht. Professionell damit umzugehen, muss man lernen. Den Umgang mit der Trauer und auch sich selbst zu schützen, gehört dazu. Wichtig ist zu akzeptieren, dass der Tod zum Leben gehört, sagt Jürgen Pötter und bei ihm klingt es natürlich, selbstverständlich. Ist es für ihn auch. Wenngleich nicht alle im Freundeskreis seinen Berufswechsel verstehen konnten. Vor acht Jahren stand der studierte Betriebswirtschafter vor beruflicher Neuorientierung. Abendfriede-Chef Frank Büschel brachte ihn auf die Idee, ins Bestattungsgewerbe zu wecheln. Pötter stieg erst auf Probe ein, machte dann eine Qualifizierung und hatte seinen Traumjob gefunden. „Jetzt trage ich jeden Tag einen schicken Anzug, das ist doch wunderbar“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Humor gehört zu seinen Stärken. „Mit Humor geht alles besser.“
Mittlerweile hat Jürgen Pötter zudem eine Ausbildung zur Notfallseelsorge gemacht und ist ehrenamtlich für den KID, den Kriseninterventionsdienst der Stadt tätig.  Doch manchmal braucht auch Jürgen Pötter eine Auszeit. Dann wechselt er den feinen Anzug mit Jeans und Lederjacke, setzt sich aufs Motorrad und fährt los …

Birgit Ahlert