25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung versuchen die Kammerspiele eine Bestandaufnahme der Einheit – mit der Aufführung des 1991 erschienenen Textes, in dem Fontanes berühmte Ballade klug und kenntnisreich repliziert wird.
Ein Ribbecker Bauer wird bei einem Fest, das Besucher aus Westberlin aus Anlass der Pflanzung eines neuen Birnbaums geben, zu einem geradezu südamerikanischen Geschichtenerzähler, der die Historie seines Dorfes vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Fall der Mauer erzählt. Angesichts des Festes, bei dem die Gäste zu Gastgebern und die Einheimischen zu Gästen werden, entzaubert er nicht nur die Legende vom Birnbaum und der „guten alten Zeit“, sondern fragt sich und die Festteilnehmer, ob mit dem Beginn der neuen Zeit nun tatsächlich alles besser werden wird. In einer großartigen Suada erzählt der „Festredner“, zunehmend betrunken werdend, intensiv und mit Witz gegen Geschichts- und Gedächtnisverlust an. Was ist aus seinen Ahnungen und Ängsten ein Vierteljahrhundert später geworden? Wie ist der Stand der Dinge?
Ab 4. Dezember ist dieses Stück deutsche Einheitsgeschichte in der Feuerwache zu erleben. Friedrich Christian Delius’ „Die Birnen von Ribbeck“ wurden dafür neu bearbeitet von Dirk Heidicke. Regie führte Wolf Bunge. Akteur auf der Bühne ist der vielseitige Schauspieler Michael Günther (Foto). In Magdeburg geliebt u.a. für seine geniale Darstellung des Achim in der Sommertheater-Reihe „Olvenstedt probiert’s“ oder auch als Diener einer Dame beim „Menü für Margot“. Michael Günther kann natürlich auch anders – ernster, klassisch, vor allem nuancenreich. Er gehörte 1990 bereits zu den Gründungsmitgliedern der „Freien Kammerspiele Magdeburg“, wo er bis 2001 unter anderem den König Lear und Danton spielte. Anschließend zog es ihn in die Schweiz, ans Theater Bern. Für die Gestaltung des Herrn Paulmann in der Uraufführung von Ulrich Hubs Stück „Remind me to forget“ am Hessischen Staatstheater Wiesbaden erhielt Michael Günther auf dem Internationalen Theaterfestival Kosovoln in Priština den Preis als bester männlicher Schauspieler. Als Ensemblemitglied in Wiesbaden spielte er viele große Rollen, u.a. Macbeth, Othello, Agamemnon, Michael Kohlhaas, Bruscon in Bernhards „Theatermacher“ und Goethe in „Lotte in Weimar“. Gastspiele auf internationalen Festivals führten ihn nach Peking, Zypern, Pristina und Bulgarien.
Michael Günther stand wiederholt für Kino und TV vor der Kamera, zuletzt im Magdeburger Polizeiruf 110 „Eine mörderische Idee“. Seit Sommer 2014 ist er künstlerischer Leiter der neu gegründeten Kammerspiele Magdeburg und brilliert hier in verschiedenen Rollen auf der Bühne.
Die Birnen von Ribbeck
von Friedrich Christian Delius
Voraufführung: 4. Dezember, um 19.30 Uhr,
Feuerwache(Café Hirsch). Weitere Vorauf-
führungen: 5.12., 19:30 / 6.12., 17 Uhr.
Premiere: 26. Februar 2016