Bis zu 1.000 Angriffe pro Tag

22102727_xxlIn der sich immer weiter vernetzenden Welt spielt der Begriff Datensicherheit eine zunehmende Rolle. Gibt es Datensicherheit überhaupt und wenn ja, wodurch würde sie gewährleistet werden? Absolute Sicherheit existiert so wenig, wie die Vorstellung, niemals würde jemand in ein Haus oder eine Wohnung einbrechen können. Jedes Netzwerk ist heute an derart komplexe Bedingungen geknüpft, dass das Wort Sicherheit nur einen Glaubenscharakter widerspiegelt.

„Das Betriebssystem Windows XP enthält so viel Programmiercodes wie 200 dicke Bücher. Statistisch rechnet man mit 0,5 bis 3 Fehlern pro ausgelieferter Codezeile. Das heißt, das gesamte Programm könnte rund 20.000 Fehler enthalten“, sagt Dr. Michael Wandersleb, Geschäftsführer der Kommunale Informationsdienste Magdeburg GmbH (KID). KID ist der städtische IT-Dienstleister, der sowohl für die Netzwerktechnik als auch die Verbindungen zwischen den Ämtern verantwortlich ist. Zwischen 100 und 1.000 „Angriffen“ treffen täglich aus dem Internet auf das städtische Netz. Bisher habe es keine signifikanten Auswirkungen geben, bei denen beispielsweise personenbezogene Daten abgeflossen wären.                                                                                                            „Die Vorkehrungen, die wir getroffen haben, scheinen zu funktionieren“, so Michael Wandersleb. Sicherheit wird heute eher unter dem Begriff „Informationssicherheit“ gefasst. Der IT-Bereich ist nur eine Teilmenge. Ein wichtiger Unsicherheitsfaktor sitzt immer noch vor dem Bildschirm. So ist es im städtischen Netz beispielsweise nicht erlaubt, private externe Geräte mit der kommunalen IT zu verbinden. Wer öffnet welche Dateien? Geht jeder mit einkommenden Daten aufmerksam um?                                                               Im Allgemeinen vertrauen die meisten Menschen einer E-Mail sehr persönliche und intimste Angaben an, obwohl die elektronische Post doch eher dem Charakter einer Postkarte gleicht und keinesfalls die Vertraulichkeit eines Briefes garantieren kann. In Privathaushalten ziehen Systeme wie Smarthome ein, mit deren Hilfe man beispielsweise den Energieverbrauch oder Sicherheitsüberwachungen steuern kann. Jedes dieser Systeme bringt stets auch neue Angriffsflächen mit. Nach Einschätzung von Dr. Michael Wandersleb werde die Informationssicherheit nicht geringer werden. Mehr Vernetzung schafft aber mehr Einfallstore. Nach Angaben des Magdeburger Polizeireviers seien die Straftaten aus dem Bereich Computerkriminalität im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015 sogar rückläufig.                                                              „Allerdings wird die Sicherheit im Internet auch mit der Vorstellung verknüpft, dass hier alles besonders sicher sein müsste. In der analogen Welt sind viele Dinge völlig ungeschützt. Warum sollten die im Internet plötzlich gesichert werden müssen?“ fragt der IT-Spezialist.                                                                                                                         Für Behörden ist die zunehmende Bürgerkommunikation via Internet auch eine Frage der Authentizität. Ist der Bürger mit seinem Anliegen der, der er vorgibt zu sein? Hier ist Sorge berechtigt, weil es für Spezialisten nicht schwierig sein würde, sich ausreichend Angaben einer Person anzueignen und sich dann als diese auszugeben. Die Onlinewelt unterliegt einer Dynamik wie sie in der Menschheitsgeschichte noch nicht da war. Weder das Thema Sicherheit noch der Umgang mit den Möglichkeiten des Internets können abschließend bewertet werden. Alles, was mit Online zusammenhängt, bleibt ein permanenter Lernprozess.

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