Innenstädte leben von facettenreichen Angeboten und Aufenthaltsmöglichkeiten. Wer diese meidet, entzieht der City selbst ein Stück Anziehungskraft.
In eine lebendige Innenstadt strömen Menschen gern. Sie selbst macht sich zum Magneten.
Dabei ist sie nur die Summe aller Akteure und Aktivitäten, die sich aus dem Leben aller Beteiligten und deren Ideen speist. Zunächst mögen die baulichen Voraussetzungen unter dem Aspekt von Urbanität eine der wichtigsten Säulen für das Entstehen von Lebendigkeit sein. Facettenreiche Angebote und Vielfalt an Erlebnismöglichkeiten bauen darauf auf. Am Ende sind es jedoch die Menschen, die diese Angebotsverdichtung annehmen und nutzen, die das Resultat des bunten Lebens erzeugen und bewahren. Orte zur kulturellen Begegnung, Plätze und Stätten zum Verweilen und Genießen bereichern ein innenstädtisches Gefüge genauso wie die Angebote für Handel und Wandel. Insbesondere der innerstädtische Einzelhandel gehört zu den bedeutsamen Fundamenten für die Anziehungskraft einer City.
Magdeburg trägt aufgrund seiner Geschichte ein Kreuz mit seiner Innenstadt. Zu viele historische Urbanität wurde durch den 2. Weltkrieg zerstört. Planerische Öffnung und die Glättung der Fläche in Magistralen und polierte Fassaden konnten die Kleinteiligkeit der einstigen Gründer- und Jugendstilstadt weder ersetzen noch neu initiieren. Dennoch erhielt die Elbestadt in den vergangenen 25 Jahren, seit dem Tag der Deutschen Einheit, eine neue Lebensgestalt. Man kann mit einiger Genugtuung behaupten, die Innenstadt entlang der Elbe hat gewonnen und das zeigen eben die Menschenströme, die in die zahlreichen Möglichkeiten eintauchen und den Puls der Stadt bestimmen.
Mit Entstehung und Wachsen des Internets und den damit einhergehenden vielseitigen Online-Angeboten hat sich auch das Einkaufsverhalten entscheidend verändert. Heute shoppt man in der Freizeit nicht nur durch bunte Läden oder drückt sich die Nase an Schaufensterscheiben platt, sondern vergleicht Angebote im Internet, kauft bequem von zu Hause aus und lässt sich im günstigsten Fall den Einkauf gleich noch in die Wohnung tragen. Man muss sich bei aller persönlicher Nutzerfreundlichkeit von Onlineshops darüber im Klaren sein, dass dieses Verhalten als Massenerscheinung auch das Gesicht der Innenstadt verändert. Inhabergeführte Geschäfte haben es viel schwerer als Filialen großer Handelsketten, sich am Markt zu behaupten. Doch genau diese Läden sind eine wichtige Säule für eine quicklebendige Innenstadt. Wird durch das Kaufverhalten mehr Umsatz in zumeist bedeutenden Onlineshops generiert, fehlt dieser vor Ort.
Das Entziehen der Geschäftsgrundlage ist ein langsamer, schleichender Prozess. Hier und da mag man einen Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe registrieren. Dies erscheint auf den ersten Blick wie der ganz natürliche Wandel entlang einer Einkaufsmeile. Doch irgendwann kommt es zum Badewanneneffekt. Je mehr Läden verweisen, Schaufenster undekoriert bleiben, umso mehr verliert die City an Attraktivität. Das heißt, am Ende meiden noch mehr Menschen den Bummel durch die Stadt und geben dem Sinkflug noch mehr Dynamik. Wenn Menschen den Mut besitzen, sich mit einem Laden und mit speziellen Warenangeboten selbstständig zu machen, trägt jeder von ihnen zur Lebendigkeit der Stadt bei und zur Anziehungskraft für andere Menschen. Und jeder, der gezielt oder ungerichtet schlendernd durch die Innenstadt streift, ist genauso Teil einer lebendigen Stadt und sorgt für einen gesunden Puls. (tw)