Sparen, sparen, sparen – vor allem Energie. Das klingt gut und soll ab 2016 bei jedem Bauvorhaben wirksam werden. Doch was das am Ende kostet, darüber schweigt sich Vater Staat aus.
Von Matthias Kühne
Wenn Sie im nächsten Jahr ein Bauvorhaben starten, hat sich Vater Staat ein paar Überraschungen ausgedacht.
Im Schwung politisch erklärter Energieeinsparung muss sich jedes Gebäude einem Effizienzanspruch stellen. Der höchstzulässige Jahres-Primärenergiebedarf zum Heizen, Wasser erwärmen, Lüften, Kühlen und bei Nicht-Wohnbauten auch für die eingebaute Beleuchtung soll gegenüber der bisherigen Vorschrift um 25 Prozent sinken. Das schreibt jedenfalls die in Kraft tretende Energiesparverordnung (EnEV 2014) vor. Der maximal erlaubte, mittlere Wärmeverlust an der Gebäudehülle soll um ca. 20 Prozent im Vergleich zur aktuellen EnEV 2009 sinken.
Zunächst haben wir da nur festgelegte Kennziffern. Aber was heißt das für Sie als Bauherren oder Baufrauen? Um die Messwerte erreichen zu können, dürfen Sie sich darauf einstellen, Ihr Haus richtig gut verpacken zu müssen, vorrangig in viel Styropor. Das treibt einerseits die Baukosten in die Höhe und andererseits dürfen Sie ein sehr kreatives Lüftungsverhalten entwickeln. Wärmeschutz und Abdichtung moderner Gebäude unterbinden weitestgehend einen angemessenen Feuchtigkeitsaustausch. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihnen irgendwann ein paar Schimmelkulturen an den Wänden heranreifen. Mit kurzer Stoßlüftung werden Sie dem Phänomen nämlich kaum begegnen können. Darüber spricht man im politischen Anspruchsdenken zur Energieeffizienz nämlich nicht.
Es ist gut möglich, dass Sie zum Feuchtigkeitsausgleich wesentlich längere Lüftungsphasen einlegen müssen und damit wertvolle Wärmeenergie trotzdem zum Fenster herauslassen müssen. Was uns Vater Staat bei allen wohlgemeinten Regeln auch nicht erklärt, ist welche zusätzliche Energie für die Erzeugung und die Anbringung der aufwendigen Dämmstoffe eingesetzt werden muss. Es ist nett, dass die Energiebilanz an der Gebäudewand gemessen und errechnet wird, ohne jedoch die energetischen Faktoren, die vor dem eigentlichen Bau liegen, in die Rechnung mit einzubeziehen. Wir also bekommen die Verordnungen, an die wir uns zu halten haben und bezahlen natürlich auch die Energie, den Bau, die Einhaltung der Vorschrift und jene, die uns die Vorschriften vorschreiben. Nur der Gesamtzusammenhang, der wird uns nicht vermittelt.
Ich weiß im Detail nicht, wie es in anderen Ländern läuft, aber in Sachen schöner Vorschriften, die angeblich einem besten, moral-ökologischen Anspruch genügen, sind wir Deutschen anscheinend Weltmeister. Siehe VW – da musste auch erst ein Messwert ausgerufen werden, um den sich dann der Konzern herumgemauschelt hat. Vermutlich läuft es bei der Energiesparverordnung nicht anders. Ironisch gesagt: Was bei Ihnen an der Hauswand nicht mehr herauskommt, fällt auf keinen Fall an irgendeiner anderen Stelle an. Energie – das haben wir schon in der Schule gelernt – ist nie weg, sondern stets nur in einen anderen Zustand übergegangen. Politisch will man uns aber erklären, wir könnten gesellschaftliche, energetische Wunder erzeugen, indem aus einem Mehraufwand am Ende weniger herauskommt. Und im nächsten Jahr erzähle ich Ihnen ein anderes Märchen. Wir beraten Sie trotzdem gern in allen Details Ihres Bauvorhabens, und vor allem rechnen wir Ihnen nichts schöner als es ist, auch nicht die zusätzlich zu kalkulierenden Baukosten nach der neuen EnEV 2014, die ab Januar 2016 gilt.