Die Wirtschaftsverantwortlichen von Magdeburg verweisen seit Jahren auf das große Potenzial der hiesigen Kreativwirtschaft. Statistische Erhebungen untermauern die gewachsene Wirtschaftskraft der Branchen rund um Theater, Medien, Musik, Architektur und Gestaltung. Förderinitiativen wie z. B. die Unterstützung von Autorenauftritten bei der Leipziger Buchmesse wurden unternommen. Doch das höchste kreative Potenzial der Stadt wurde bisher ignoriert. Höchstleistungen und einzigartige Ergebnisse kreativen Schöpfertums sind weniger innerhalb der Kreativwirtschaft und freier Künstler zu finden, sondern in den Stübchen der Landesverwaltung. Hier muss jetzt dringend verstandesamtlich eingeschritten werden, um dieses versteckte Potenzial gesellschaftlich nutzbar zu machen. Die Macher vom Kulturanker e. V. hatten über Jahre mit Ausstellungen an besonderen Orten für Furore gesorgt und seit März 2016 endlich ein Kreativquartier für weitere Projekte und dauerhaftes Arbeiten beziehen können. Die Liegenschaftsverwaltung von Sachsen-Anhalt stellte dem Verein dazu eigens ein lange leerstehendes Werkstattgelände der einstigen JVA Magdeburg zur Verfügung, setzte einen Mietvertrag auf und kassierte die vereinbarte Miete. Die kreative Verwaltungsinspiration kündigte den Vertrag, weil das Gelände jetzt zum Abstellen von Baumaterial und Baumaschinen gebraucht würde. Warum andere freie Nebenflächen der JVA nicht genutzt werden können, bleibt derzeit ein Kreativgeheimnis der entsprechenden Verwaltungsmitarbeiter. Offensichtlich war der kreative Schöpferplatz für den Kulturanker eine doch zu minderwertige Konkurrenz gegenüber der unergründlichen Ideenkraft in Verwaltungen. Verstandesamtlich wird der Landesregierung dringend empfohlen, mehr solcher Kreativkräfte in der Verwaltung freizusetzen, um die Kreativwirtschaft von Sachsen-Anhalt nachhaltig positiv zu beeinflussen. Selbst Künstler könnten sich von soviel Genie noch eine Scheibe abschneiden.
i. A. Knüllig-Dingeldeu, Verstandesamtsrat