Eigenheime wurden auch in der DDR gebaut. Der Wert solcher Immobilien übersteigt heute oft ein Vielfaches der Anfangsinvestitionen. Lage und Einheitsprozess haben
das ermöglicht.
Von Matthias Kühne
Zu DDR-Zeiten ein Haus bauen zu wollen, war ganz oft ein ganz schönes Kunststück.
Man brauchte in der Regel ein paar gute Beziehungen, um Grundstück, Baustoffe und die nötigen Bauarbeiter zusammen zu bringen. Natürlich können errichtete Einfamilienhäuser aus dieser Zeit nicht mit heutigen Maßstäben, persönlichen Vorstellungen und Qualitäten gemessen werden. Doch vor der Wende waren solche Immobilien sehr solide Bauwerke. Der Wert spielte im Rahmen der Planwirtschaft keine übergeordnete Rolle. Der Wert war eher ideeller Natur und gegenüber den einheitlichen Neubauten oder der maroden Altbausubstanz etwas ganz besonders. Für so ein sozialistisches Eigenheim brauchte man zwischen 40.000 bis 45.000 Mark der DDR.
Das Glück kam für die Baulöwen der DDR mit der Wende. Für viele halbierte sich zunächst durch die Währungsunion – also der Einführung der D-Mark – die noch verbliebene Kreditsumme um die Hälfte. Gleichzeitig stiegen überall kontinuierlich die Grundstückspreise. Zu DDR-Zeiten gebaute Eigenheime befinden sich heute häufig in guten Lagen. Aufgrund des städtebaulichen Wandels findet man sie in Magdeburg überwiegend in sehr begehrten Wohnlagen. Wenn die Eigentümer rechtzeitig saniert oder moderniesiert haben, wurden spätere Kredite mit der Euro-Einführung noch einmal geteilt. Die meisten dieser Häuser stehen heute noch und sie prägen das Bild ganzer Siedlungen. Verglichen mit den Anfangsinvestitionen sind solche Immobilien heute Gold wert. Diese Wertsteigerung ist historisch sicher einmalig und nur durch Wende und Einheitsprozess erklärbar. Solche Zeiten wird es auf dem Immobilienmarkt kaum mehr geben.
Die Kosten eines Einfamilienhauses mit durchschnittlicher Grundstücksgröße und Wohnfläche brauchte man Anfang der 1990er Jahre etwa 350.000 D-Mark. Die Zinsen lagen in der Bauboomzeit etwa bei rund neun Prozent. Heute mögen zwar die Zinsen sehr günstig sein, aber ein vergleichbares Haus kostet heute eben 350.000 Euro. An dieser Entwicklung lässt sich leicht ablesen, welchen guten Schnitt die Bauherren in der DDR mit der Einheit gemacht haben. Der Vorteil an Wertzuwachs sei jedem gegönnt.
Fehlte es einst den meisten an Beziehungen, mangelt es heute vielen am nötigen Kapital bzw. Einkommen, um sich ein Eigenheim leisten zu können. Der große Gewinn zeigt sich heute außschließlich in der Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten. Bauen ist eine sehr individuelle Sache geworden. Man kann sich die eigenen Vorstellungen von Lebensraum verwirklichen, so lange dies Brieftasche und Bebauungsplan zulassen.
Natürlich war die Deutsche Einheit für sehr viele Magdeburger eine Chance, endlich den Traum von den eigenen vier Wänden umzusetzen. Und ganz viele haben es getan und viele tun es heute weiter. Ein Haus zu bauen, ist auch sich mit dem Land zu verwurzeln. Bereits die Magdeburger Stadtplaner der 1920er Jahren setzten auf die Bindung der Menschen mit der Landscholle und entwickelten die Wohngebiete am Hopfengarten oder in der Beimssiedlung. In dieser Zeit trägt der Taum vom eigenen Haus Früchte und verbreitet sich bis heute mit einer ungebrochenen Attraktivität. Die Möglichkeiten zum Bauen sind da, besondere Beziehungen nicht nötig. Die persönlichen Lebensumstände helfen, solche Träume wahr werden zu lassen.