Es ist ein alter Menschheitswunsch, durch die Zeit reisen zu können. Spannend ist es, zu wissen, wie die Zukunft werden würde oder wie war es in der Vergangenheit wirklich? Eine Reise in die Zukunft funktioniert noch nicht, aber in die Geschichte kann man sich jederzeit begeben. Andreas Jörn ist so ein Zeitreisender. Eigentlich begibt er sich fast täglich ins Gestern. Wenn er die Türen seiner Geschäfte in Magdeburg (Lübecker Straße 87, 23a, Olvenstedter Str. 62) öffnet, taucht er ganz in die Geschichte ein.
Möbel, Hausrat, Kunst- und Dekorationsgegenstände bis hin zu technischen Geräten aus vergangenen Jahren und Jahrzehnten bilden eine schillernde Kulisse zurückliegender Zeiten. „Jedes Stück hat eine eigene Geschichte“, sagt Andreas Jörn. Und zu vielen Utensilien in der Ausstellung kann er sogar erzählen, woher sie kommen, wo er sie erstanden hat und welche kleine persönliche Geschichte daran haftet. Man muss schon ein besonderes Faible für alte Sachen haben, um sich derart viele Details dazu merken zu können.
Andreas Jörn wird mit seinem Team ständig zu Haushaltsauflösungen gerufen. Dabei geht es ganz oft um den Nachlass Verstorbener. Gepflegte, gebrauchte Möbelstücke sammeln die Trödel-Experten ein. So begegnen Andreas Jörn und seine Mitarbeiter fortwährend ganz persönlichen Lebensgeschichten. Andreas Jörn weiß aufgrund seiner 23-jährigen Erfahrung als Gebrauchtwarenhändler in welchen Jahren was produziert wurde. Manchmal begegnet er Einzelstücken, die bereits über mehrere Generationen in Familienbesitz waren bzw. weitervererbt wurden. Gegenstände, in denen einige eher Kram und Trödel sehen, sind für die Entrümpelungs-Experten meistens wiederverwertbare Sachen. „Eigentlich gibt es für alles einen Liebhaber oder zumindest Menschen, die sich gern mit Unikaten umgeben“, sagt der Magdeburger Tip-Top-Möbel-Chef. Alte Stücke werden häufig automatisch dadurch zu Unikaten in der Region, weil sie mit der Zeit immer seltener vorkommen. Der Seltenheitswert historischer Haushaltsgegenstände erklärt auch die Liebhaberschaft von Andreas Jörn zu seinem Beruf, der eigentlich eine Berufung ist. Es gibt außerdem eine ganze Menge Leute, die einfach ein günstiges Möbel für die Wohnung suchen. Manchmal sind es junge Pärchen, die ein Stück aus Vergangenheit in ihr Leben holen und dadurch selbst eine kleine Zeitreise unternehmen.
„Man muss schon das Herz auf dem rechten Fleck haben, um sich für Trödel begeistern zu können“, bekennt Jörn. Oder eben mit den Dingen in die Vergangenheit reisen, um der Geschichte und den Lebensgeschichten dieser vielen alten Sachen auf die Spur zu kommen. „Meine Spurensuche beginnt jeden Tag von vorn und die Entdeckungen in der Vergangenheit hören nie auf.“ So bleibt Andreas Jörn weiterhin ein Zeitreisender, der aber mit dem Weiterverkauf unzähliger Gebrauchtwaren andere auf eine Reise durch die Zeit schickt.