Öffnen sich die Türen der Augsburger Puppenkiste, so ist am Rand zu lesen „Oehmichens Marionetten-Theater“. Was die wenigsten wissen: Der Gründer des bekanntesten Marionetten-Theaters wurde am 30. Juli 1901 in Magdeburg geboren. Walter Oehmichen kam als Sohn eines Zirkusclowns auf die Welt. Nach einer Lehre als Fotograf besucht er eine Schauspielschule in Düsseldorf.
Hier war er unter andern mit Gustav Gründgens und Paul Kemp befreundet. Nach der Geburt seiner zweiten Tochter ging er 1931 nach Augsburg und wird hier Oberspielleiter des Stadttheaters. Im Zweiten Weltkrieg ist Oehmichen Soldat. In einer Schule in Calais einquartiert, entdeckt er hier ein kleines Puppentheater und unterhält mit selbstgebastelten Puppen seine Kameraden. Drei Jahre später bauen er, seine Frau Rose und ihre Töchter Hannelore und Ulla ihr eigenes Puppentheater. Dieses Theater konnte in einen Türrahmen gestellt werden, eine dahinter stehender Tisch bildete die Bühne.1943 gab er die ersten Vorstellungen mit seiner Frau. Allerdings verbrennt der sogenannte „Puppenschrein“ 1944 bei Bombenangriffen. Oehmichen entwickelt daraufhin eine mobile Puppenkiste, für seine Marionetten – die Geburtsstunde der Augsburger Puppenkiste. Die Stadt Augsburg überließ ihm Räumlichkeiten in denen sich noch heute das Theater befindet. Die erste Vorstellung der „Augsburger Puppenkiste“ fand am 26. Februar 1948 statt. Aufgeführt wurde „Der gestiefelte Kater.
Kurioserweise gibt es einige Parallelen zur Entstehung des Magdeburger Puppentheaters. Auch die Mitgründerin des Magdeburger Puppentheaters Jutta Balk schuf das erste Theater in ihren eigenen vier Wänden. In den ersten Nachkriegsjahren spielte sie hier für die Kinder aus ihrem Küchenfenster heraus. Auch Magdeburg bekam daraufhin in Folge von der Stadt ein eigenes Gebäude. Die erste Inszenierung in Magdeburg war ebenso „Der gestiefelte Kater.“ Eine der ersten Inszenierungen für Erwachsene war in der „Augsburger Puppenkiste“ und im Magdeburger Puppentheater das Stück „Der kleine Prinz“.