Frauen zeigen heute viele Gesichter. Sie mischen sich ein, entscheiden und bestimmen die Geschicke der Gesellschaft maßgeblich mit. Ihre Rollen sind vielfältiger geworden. Erst jetzt kommen ihre wirklichen Stärken mehr und mehr zur Geltung. War das weibliche Geschlecht in der Vergangenheit vorrangig auf die Rolle der Mutter, Haus- und Ehefrau reduziert, steht die Damenwelt jetzt auf allen Bühnen des Lebens. Mag in der Geschlechterdebatte nach wie vor ein Ungleichgewicht in Führungspositionen und Einkommen hervorgehoben werden, so haben Frauen selbst den Diskurs angeschoben und neue Identifikationen geschaffen.
In einigen Bereichen sind sie den Männern sogar weit voraus. Bei der Lebenserwartung schaffen sie es im Durchschnitt in Sachsen-Anhalt auf 81,9 Jahre (bundesweit 82,7 Jahre) und führen damit gegenüber Männern mit über sechs Jahren (75,7 Jahre Lebenserwartung der Männer; bundesweit 77,7 Jahre). Auch in der Arbeitslosenstatistik sind Männer in Magdeburg Schlusslicht. Von derzeit 13.727 arbeitslosen Magdeburgern sind nur 5.917 weiblichen Geschlechts.
Beim Thema Gesundheit sind Frauen offensichtlich auch aufmerksamer als Männer. 43,7 Prozent nehmen in Sachsen-Anhalt an Krebsfrüherkennungs-Untersuchungen teil. Bei Männern sind es nur 11,9 Prozent. Frauen sind durchschnittlich 9,9 Mal im Jahr beim Arzt, Männer nur 6,9 Mal. Selbst im Bildungsbereich geben Frauen den Ton an. Schulabsolventinnen haben durchschnittlich bessere Noten als ihre männlichen Klassenkameraden.
Unter dem Strich bleibt der Eindruck, als würden alle Bereiche vom weiblichen Geschlecht viel positiver ins Szene gesetzt als vom männlichen Pendant. Möglicherweise überdecken all diese vorteilhaften Entwicklungen aber auch die Schattenseiten, die mit der modernen starken Frau ebenso einhergehen können. Für fast religiösen Diätwahn sind nämlich vorrangig Damen anfällig. Im Verbrauch von Kosmetika kann ihnen ohnehin kein heterosexueller Mann die führende Rolle streitig machen, es sei denn es handelt sich um professionelle Schauspieler. Frauen werden jedoch nach und nach auch in Ebenen sichtbar, die man traditionell nur Männern zugedacht hat. Bei der häuslichen Gewalt gab es in der Vergangenheit den Begriff der Täterinnen gar nicht. Doch das Bild muss sich hier wandeln. Derzeit wird in Sachsen-Anhalt in der Kriminalstatistik das Geschlecht nicht berücksichtigt. Deshalb spielen Frauen hier auch keine Rolle. In Berlin zählt man dies seit einiger Zeit und erfasst mittlerweile bei zehn Prozent aller Gewaltdelikte in der Häuslichkeit Täterinnen. In der Magdeburger Beratungsstelle „ProMann“ wendete man sich in der Vergangenheit stets Männern zu, die im Konflikt zu Gewalt neigten. Inzwischen wurden hier acht Frauen beraten und betreut. Man vermutet sogar bei der Gewalt gegenüber Kindern eine hohe Dunkelziffer unter Frauen. Aufgrund ihrer oft natürlichen Nähe zum Nachwuchs ist die Wahrscheinlichkeit, dass problematische Situationen in Gewalt münden können, hoch.
Gegenüber der Expansion des weiblichen Geschlechts in alle Lebensbereiche können Männer anscheinend wenig entgegenhalten, weil sie innerhalb der Sozialisation selbst kaum Ideen für neue Rollen finden und vorrangig in alten Mustern steckenbleiben. Die wirklich starken Seiten der Frau kommen jetzt mehr und mehr zum Vorschein. (tw)