Die Sprechstunde URBIT klärt Patienten genau auf

urbitJeden Montagmorgen um 8.00 Uhr geht es los: Die URBIT-Sprechstunde beginnt. Die beiden Study-Nurses und Medizinisch-Technische-Assistentinnen (MTA) aus der Urologie, Simone Nitschke und der Radiologie, Sybille Voigt, sitzen bereits an ihren Computern, dokumentieren und checken Termine. „Die Sprechstunde haben wir Anfang des Jahres für Patienten mit einem speziellen Krankheitsbild eingeführt“, sagt PD Dr. Daniel Baumunk, leitender Oberarzt der Klinik für Urologie. „Zu uns kommen Patienten mit einem erhöhten Prostatakrebs-Wert, die beispielsweise von ihrem Urologen biopsiert worden sind und dabei kein Prostatakrebs gefunden wurde, deren Prostatakrebs-Wert aber trotzdem weiter ansteigt.“

An Prostatakrebs erkranken pro Jahr im Schnitt etwa 65.000 Menschen in Deutschland. Prof. Dr. Martin Schostak, Klinikdirektor der Urologie und Kinderurologie spricht aus Erfahrung: „Der Krebs der Vorsteherdrüse ist eine Erkrankung mit einer sehr hohen Spannbreite: Auf der einen Seite kommen sehr gefährliche oder sogar primär metastasierte Krebse vor, auf der anderen Seite gibt es einen erheblichen Teil von Prostatakrebsen, die aus heutiger Sicht nicht sofort lebensbedrohlich sind und deshalb vielleicht auch nicht unbedingt hätten diagnostiziert oder sofort behandelt werden müssen. Die individuelle Beurteilung für den Betroffenen, welcher Typ der Erkrankung vorliegt, ob und welche Behandlung für ihn am besten geeignet ist, erscheint sehr schwierig.“ Wann sich eine Strategie des Abwartens empfiehlt oder wann sofort mit einer aktiven Therapie begonnen werden muss, entscheiden Urologen in Absprache mit den Kollegen der Strahlentherapie auf Basis der erhobenen individuellen Befunde. Je nachdem, was im Rahmen der Sprechstunde URBIT herauskommt, können Betroffene und Angehörige zusätzlich eine interdisziplinäre Beratung des Prostatakrebszentrums wahrnehmen, die Prof. Schostak zusammen mit Prof. Gademann, dem Direktor der Strahlentherapie durchführt.

Ein wichtiges Diagnoseverfahren ist die sogenannte Fusionsbiopsie mit Hilfe einer speziellen Maschine. Diese Technik wird in Sachsen-Anhalt derzeit nur in der Uniklinik Magdeburg durchgeführt. Herkömmliche Prostatabiopsien ohne diese Technik können nicht immer sicher klären, ob alles in Ordnung ist, speziell wenn der PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) erhöht ist oder weiter ansteigt. Bei dieser älteren Technik werden gefährliche Tumore leider gehäuft verfehlt und andererseits harmlose Tumore zu oft getroffen. Bei der Fusionsbiopsie wird hingegen ein Live-Ultraschallbild mittels eines speziellen Ultraschallgerätes und eines beim Radiologen durchgeführten Kernspin-Bildes, die sogenannte multiparametrische MRT der Prostata, übereinander gelegt. Verdächtige Areale wurden zuvor vom Radiologen markiert, sodass diese bei der Untersuchung genau angesteuert werden können. Dadurch entstehe eine hohe Treffsicherheit, auch bei sehr kleinen krebsverdächtigen Gewebsanteilen, so PD Dr. Baumunk. Ein Tumor könne dadurch in einem frühen Stadium erkannt und ggf. behandelt werden. Für die Therapie gibt es entsprechend verschiedene Maßnahmen. Dazu zählen die radikale Prostatektomie und perkutane Radiotherapie oder Brachytherapie, aber auch das aktive Zuwarten oder sogenannte alternative Therapieverfahren, zum Beispiel eine Teilbehandlung des tumortragenden Areals der Prostata, die sogenannte fokale Therapie.

urbitNachdem an diesem Morgen einer der zahlreichen Patienten die Sprechstunde verlassen hat, erklärt PD Dr. Baumunk: „Der Patient ist mit dem Jahrgang 1964 relativ jung für seine Erkrankung. Sein PSA-Wert steigt schon lange. Er hatte bereits vor zwei Jahren eine Biopsie, bei der aber nichts Auffälliges gefunden wurde. Jetzt haben wir aber einen nicht ganz kleinen und sogar aggressiven Tumor bei ihm festgestellt. Dieser könnte für den Patienten durchaus gefährlich werden und wir raten zu einer aktiven Therapie.“ Für die weitere Behandlung hat der Betroffene nach genauer Aufklärung durch den Arzt schon seine nächsten Termine bekommen, die, die beiden Study Nurses währenddessen in Abstimmung mit der vorstationären Ambulanz der urologischen Klinik vereinbart haben. Carolin Hörnig


Die Sprechstunde URBIT des zu Beginn des Jahres neu gegründeten Uro-Radiologischen Zentrums hat sich bewährt. Patienten mit Verdacht auf Prostatakrebs werden hier individuell und nach neuesten Methoden untersucht und behandelt. Simone Nitschke (rechts), PD Dr. Daniel Baumunk und Sybille Voigt. Foto: Melitta Dybiona