Ein singendes, klingendes Märchen

probe_dskb_amo1Es war einmal ein Märchen, das wurde erzählt, doch niemand schrieb es auf. Das holte die Schaubühne nach und bringt es auf die AMO-Bühne. Birgit Ahlert befragte dazu Autorin Peggy Meinecke und Regisseur Knut Müller-Ehrecke.

Weihnachtsmärchen der Schaubühne ist diesmal „Das singende klingende Bäumchen“. Wie seid ihr ausgerechnet darauf gekommen? Peggy: Zum Advent ein Märchen der Gebrüder Grimm auf die Bühne zu bringen, ist zu unserem Aushängeschild geworden. Welches es sein soll, darüber haben wir alle gemeinsam abgestimmt.

Knut: Wir suchten etwas Außergewöhnliches. Dieses Märchen haben wir noch auf keiner Bühne gesehen.

Peggy: Es gibt auch keinen Text dazu, nur den DEFA-Film aus dem Jahr 1957. Also habe ich mich hingesetzt und selbst eine Bühnenfassung geschrieben, wie im vorigen Jahr wieder mit Unterstützung meiner Eltern, Grete und Klaus. Deshalb ist die Autorenbezeichnung G.K.P. Meinecke.

probe_0539Hast du dir den Film vorher angesehen oder wie bist du vorgegangen? Peggy: Das brauchte ich nicht. Ich liebe diesen Film! Er gehört für mich jedes Jahr zu Weihnachten. Für die Bühnenfassung hatte ich jedoch zunächst eine Figur, die im Film gar nicht vorkommt: Ornitius, ein frecher, abgedrehter, aber liebenswerter Vogel. Er wird durch die Geschichte führen.

Das macht also nicht wie in den Vorjahren Till Eulenspiegel? Peggy: Der ist auch dabei, natürlich. Aber es muss ja auch immer mal etwas Neues geben. Deshalb übernimmt auch jeder aus dem Ensemble eine andere Rolle als in den Vorjahren. Unser „Knut 2“ war im vorigen Jahr der Till, jetzt wird er König sein. Daniel war zuvor König, jetzt ist er Zauberer. Kerstin, zuvor intriganter Haushofmeister, wird jetzt eine liebe Kräuterfrau, Prinzessin Martina ist eine Wache, Räuber Ulli ist aufgestiegen zum Prinzen, Räuber Ingo ist jetzt eine Wache. Die Prinzessin ist neu: Julia studiert Theaterwissenschaft und ist Regieassistentin an der Musikalischen Komödie Leipzig. Sie wird erstmals zu erleben sein.

Knut: Nicht zu vergessen: Peggy! Nach Putze und Räuberchefin wird sie nun den Till geben.

Ein weiblicher Till ist mal etwas anderes … Peggy: War aber so nicht geplant. Eigentlich hätte ich gern den Ornitius gespielt. Doch je mehr ich geschrieben habe, desto deutlicher hörte ich die Stimme unserer Steffi. Wie ich auch bei den anderen Rollen nach und nach die passenden Personen „im Ohr“ hatte.

Knut: Wobei der Till in jedem Stück immer anders ist. Warum nicht eine Frau? Wir hatten bisher den historischen, den eleganten Gandalf-Typen und jetzt wird er rustikal, ein Zimmermann. Also eine Zimmerfrau.

Und was hat die mit Ornitius zu tun? Knut: Die beiden treffen aufeinander und erzählen sich die Geschichte. Jeder treibt den anderen an. Der eine will dies, der andere das. Ich will Konflikte auf der Bühne! Es muss sich reiben. Aneinander gereihte Dialoge sind langweilig und für die Kinder, für das Publikum, nicht interessant.

Peggy: Zwei Großklappen treffen aufeinander. Das wird witzig.

Für welche Kostüme habt ihr euch entschieden? Modern oder klassisch? Knut: Ich hasse Jeans im Märchen, die haben da nichts zu suchen. Die Kinder haben Fantasie, die sollen sie auch benutzen. Aber ein Stock ist ein Stock und nicht gleichzeitig ein Haus und ein Boot und sonstwas … Es gibt klassische Kostüme. Wir durften den Fundes des Theaters Magdeburg nutzen und haben über drei Stunden dort verbracht. Was wir nicht Passendes gefunden haben, schneidert unsere Kerstin passend. Ganz professionell.

probe_dskb_amo1Ihr stellt die Inszenierung neben euren Berufen auf die Bühne. Das braucht seine Zeit. Ihr habt im Frühjahr angefangen … Peggy: Mit Leseproben im März. Dann haben wir besprochen, wie die Rollen angelegt sind, im Juni begannen die Proben. Dafür stellte uns die Seniorenresidenz am Eiskellerplatz einen Raum zur Verfügung. Als Dankeschön findet unsere erste Aufführung dort statt.

Große Premiere ist dann aber wie im vorigen Jahr auf der AMO-Bühne. Die ist wesentlich größer. Ist das eine schwere Umstellung? Knut: Eine Herausforderung. Vor allem von der Bühnengestaltung. Es müssen wesentlich mehr Schritte gegangen und mehr Raum gefüllt werden… Textlänge und -tempo werden anders angepasst. Von Vorteil ist, dass andere Effekte machbar sind. Ein schwebender Zauberer zum Beispiel.

Eine Herausforderung ist sicherlich auch der Gesang. Es wird sehr musikalisch … Peggy: Das ergab sich aus der Erfahrung im vorigen Jahr. Die Kinder hatten toll mitgesungen. Deshalb beschlossen wir: Egal welches Märchen, es sollte wesentlich mehr Musik enthalten. Dass es nun das singende klingende Bäumchen ist, passt um so besser.

Knut: Allerdings ist das Zufall. Es fiel uns erst später auf, als wir darauf angesprochen wurden.

Zu bekannten Liedern sind neue Texte entstanden. Wonach habt ihr ausgewählt? Peggy: Ich konnte mich total austoben. Vom Kinderlied bis zum klassischen Stück hat alles ein neues Gewand bekommen.

Knut: Beim Lied des Bäumchens hatte ich Tränen in den Augen. Wunderschön. Lasst euch überraschen.

Ihr legt bei den Liedern hohe Maßstäbe an, wie bei den Proben zu hören war. Mit zum Teil unglaublichem Tempo. Ihr seid keine professionellen Sänger – habt ihr nicht daran gedacht, die Lieder den Sängern anzupassen? Knut: Damit hast du die Frage schon selbst beantwortet: Es gibt auf der Bühne keine Laien, es gibt nur Profis. Den Anspruch haben wir. Die entsprechenden Lieder leben auch vom Tempo. Um so größer ist die Freude, wenn es funktioniert. Und es funktioniert! Das überträgt sich aufs Publikum. Wir freuen uns darauf.


Premiere hat „Das singende klingende Bäumchen“ am 9. Dezember mit Vorstellungen um 9 und 11.30 Uhr. Für die Aufführung am Sonnabend, dem 10. Dezember, verlosen wir 5 x 2 Freikarten! Märchenfreunde schreiben eine E-Mail an gewinne@magdeburg-kompakt.de (Rechtsweg ausgeschlossen). Weitere Termine, Ticket- und Preis-Infos unter www.schaubuehne-magdeburg.de