Eine Bühne für Wandelanzeichen

130215PG_Nitsche4Magdeburg zeigt seine kreativen Seiten zum zweiten Mal bei der
Leipziger Buchmesse. Beigeordneter Rainer Nitsche spricht im Interview über Wandelanzeichen, Chancensuche und erfolgreiche Brückenschläge nach Halle.

MAGDEBURG KOMPAKT: Herr Nitsche, die Landeshauptstadt Magdeburg präsentiert sich nach der Premiere 2015 in diesem Jahr wieder mit einem Stand bei der Leipziger Buchmesse. Was drückt die Neuauflage der Messeteilnahme aus?

Rainer Nitsche: Wir hatten im vergangenen Jahr ein gutes Medienecho. Der Kreativbereich Magdeburgs nimmt weiter Fahrt auf. Das Kultur- und Kreativzentrum in der Brandenburger Straße entwickelt sich. Magdeburg hat etwas zu zeigen. Die Leipziger Buchmesse zieht ein besonderes Publikum an. Dort sind Entscheider, Multiplikatoren und Meinungsbildner. In Leipzig stellen wir Zeichen eines Magdeburger Wandels auf eine Bühne.

Im Vordergrund stehen dabei Magdeburger Autoren?
Die Buchmesse ist Platz für die Vielseitigkeit des Lesens und Schreibens. Natürlich stehen deshalb Magdeburger Literaturschaffende im Mittelpunkt. Wir haben aber die Chance, viel mehr Gesichter unserer Stadt zu zeigen. Dass wir ein Ort der Talente sind, dass hier innovative, kreative und alternative Menschen und Projekte existieren, dass es Spielräume für Ideen gibt und wir ein touristisch attraktives Ziel sind. Dafür kann man gar nicht genug werben, und man muss dies kontinuierlich transportieren.

Deshalb soll auf dem Messestand neben zahlreichen Lesungen und Autorenauftritten was noch geschehen?
Oberbürgermeister Dr. Trümper und der Beigeordnete für Kultur, Schule und Sport, Prof. Puhle, werden am Stand sein und über die Kulturhauptstadtbewerbung diskutieren. Wir zeigen die Landeshauptstadt unter dem Motto „Magdeburger Moderne“. Schließlich sind wir Korrespondenzort für die Verbundausstellung der Stiftung Bauhaus Dessau und bringen uns in den Verbund mit vier Magdeburger Ausstellungsorten ein. Das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, das Technikmuseum, das Forum Gestaltung sowie das Kulturhistorische Museum machen in diesem Jahr die Magdeburger Moderne sichtbar. Wir haben viel zu zeigen und darauf müssen zahlreiche Menschen aufmerksam gemacht werden, vor allem außerhalb unserer Regionen. Das sind Effekte und Inhalte, die wir in Leipzig gebündelt nutzen können.

Gibt es neben Magdeburg andere Städte, die sich mit eigenen Ständen präsentieren?
Ich besuche die Buchmesse seit Jahren regelmäßig und vor drei Jahren stand ich plötzlich vor einem Messestand der Stadt Halle. Dadurch entstand die Idee, Magdeburg ebenfalls in die Aufmerksamkeit des Publikums zu rücken. Nach dem Startschuss im vergangenen Jahr kommt es 2016 sogar zu gemeinsamen Aktionen der beiden Städte. Magdeburger Autoren lesen in Halle und Hallenser werden an unserem Stand lesen. Es muss doch möglich sein, dass wir die Gräben in den Köpfen zwischen den beiden großen sachsen-anhaltischen Städten überwinden. Durch Verbindungen und Gespräche entdeckt man Synergien und findet Ideen für neue Projekte und hebt Potenziale, die zuvor allein durch gedankliche Grenzen verstellt waren. Im Fußball mögen die Hürden unüberwindlich erscheinen, das heißt ja nicht, dass wir in anderen Bereichen eine Gegnerschaft pflegen müssen. Die Schriftsteller machen jedenfalls vor, wie Brücken gebaut werden. Leipzig, Halle, Magdeburg – das waren bisher die einzigen Städte, die mit eigenen Ständen bei der Buchmesse vertreten sind. Das ist für das große nationale Interesse ein ausgezeichnetes, mitteldeutsches Städtekonzert. Hier sollten wir den anderen beiden Metropolen das Feld nicht allein überlassen.

Reisen viele Magdeburger zur Buchmesse?
Ich kann das nur aus der Erfahrung des vergangenen Jahres einschätzen. Es waren sehr viele Magdeburger am Stand, die als solche erkannt wurden oder sich zu erkennen gaben. Immerhin registrierte die Messe 2015 mehr als 250.000 Besucher. Seit Jahren zeigt der Trend nach oben. Das ist ein Beleg für die Anziehungskraft und den Stellenwert der Ausstellung und für Literatur.

Wir facettenreich kann sich Magdeburg 2016 in Szene setzen?
Wir werden über 40 Autoren vom 17. bis 20. März auf dem Stand erleben. Musiker wie Frank Schöpke und weitere Performer treten auf. Ein großflächiger Druck des Werkes „Vaterland“ des gebürtigen Magdeburger Malers und Neo-Rauch-Schülers Christian Bussenius wird auf dem Stand zu sehen sein. Das Beste an diesem Gemeinschaftsprojekt ist das Zusammenwirken von ganz vielen Akteuren. Es sind die Kreativschaffenden selbst, die hier Maßstäbe setzen und gemeinsam mit dem Wirtschaftsdezernat in enger Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Wirtschaftsservice und weiteren Partnern eine Repräsentanz für die Stadt erzeugen, die sonst nicht möglich wäre. Das alles sind starke Zeugnisse für weitere Potenziale, die in der Kreativbranche vorhanden sind. Solche namhaften Höhepunkte wie die Buchmesse bieten einerseits die Möglichkeit Vorhandenes zu zeigen und andererseits geht davon die starke Botschaft aus, mehr hervorzubringen, andere zu motivieren, zu begeistern und mitzumachen.
Fragen: Thomas Wischnewski