Eine kulturelle Bereicherung

PadlerFreundschaft kennt keine Grenzen. Weder macht sie vor kulturellen noch vor Altersunterschieden halt.

Von Tina Heinz

Sie sitzen in einem Restaurant, trinken Cappuccino, lachen, erzählen von zahlreichen vergangenen gemeinsamen Erlebnissen, lachen noch mehr. Es scheint, als würden sich Ute Padler und Ayan und Urmi Sengupta aus Indien schon seit langer Zeit kennen. Doch ihre Freundschaft ist noch jung – besteht seit etwa einem halben Jahr. Eine Freundschaft, die so selbstverständlich erscheint, es aber keinesfalls ist.


„Ich wollte mich engagieren… wieder etwas Gutes tun“, sagt Ute Padler. Und auch das klingt, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. „Als Rentnerin habe ich doch ausreichend Zeit übrig, die ich sinnvoll einsetzen kann“, erklärt die nicht mehr praktizierende HNO-Ärztin und lächelt. Also unterstützt sie ausländische Studenten, die nach Magdeburg kommen, hilft ihnen bei Behördengängen, bringt ihnen Traditionen und Kultur näher, ist einfach für sie da.
Angefangen habe das 2008. Damals suchte die Seniorenvertretung der Landeshauptstadt und ihre Arbeitsgruppe „Dialog der Generationen“ Gastfamilien, die Studenten aus dem Ausland aufnehmen möchten, um ihnen den Alltag zu erleichtern. „Zwei Chinesinnen habe ich über einen Zeitraum von fünf Jahren betreut, bis sie ihr Studium abgeschlossen hatten“, schildert Ute Padler. Und weil von derlei Projekten interkulturellen Austauschs alle Teilnehmer profitieren, entschloss sie sich, erneut Unterstützung zu leisten.
„Sie stand eines Tages im vergangenen Herbst auf dem Campus bei IKUS“, erinnert sich Urmi Sengupta, die sich ehrenamtlich bei den Interkulturellen Studenten, kurz IKUS, engagiert. Um ihre Unterstützung anzubieten, sei sie dorthin gegangen – weil sie wisse, welch wertvolle Arbeit die Organisation bei der Integration internationaler Studenten in Magdeburg leiste. „Als ich sagte, dass ich bereit bin, auch zwei Personen zu betreuen, meldete sich Urmi und gab mir zu verstehen, dass sie und ihr Ehemann Ayan sich über diese Möglichkeit freuen würden“, erzählt Ute Padler. Ganz einfach.
Und jetzt, ein halbes Jahr später, füllen Fotos Alben und Erzählungen den Raum, als hätten diese drei Personen bereits einen viel längeren Lebensabschnitt miteinander geteilt. Ayan Sengupta, der als Doktorand am Institut für Psychologie der Otto-von-Guericke-Universität tätig ist, scheint überzusprudeln vor Begeisterung. Eine Geschichte nach der anderen erzählt er, lacht dabei viel und gestikuliert, als wolle er seiner Begeisterung noch Nachdruck verleihen.
Dabei ist das nicht nötig. Man merkt dem jungen Mann aus Kalkutta auch ohne seine Gesten an, wie wohl er sich in Magdeburg fühlt und wieviel Freude ihm die gemeinsamen Unternehmungen mit Ute Padler machen. Vom Osterfeuer schwärmt Ayan. „Das war ein großartiger Abend mit wundervollen Menschen. Wir haben Musik gemacht und viel Spaß gehabt. Ein bisschen erinnert mich diese Tradition an das indische Frühlingsfest Holi, an dessen Vorabend wir auch große Feuer entzünden.“
Dass Ute Padlers Engagement so weit geht, ist für das Ehepaar aus Indien keineswegs selbstverständlich. „Manchmal denke ich, wir können uns für all das, was sie für uns tut, nicht ausreichend bedanken oder revanchieren“, sagt Ayan und fügt lachend hinzu: „Ute ist nicht nur eine Freundin, für uns ist sie Familie… gewissermaßen unsere deutsche Oma.“ Auch die Ärztin beginnt ob dieser Vorstellung zu lachen und nickt zustimmend. „Man kann gar nicht in Worte fassen, welch große Bereicherung das ist, mit zwei ambitionierten, jungen Menschen, die einer anderen Kultur entstammen, so viel Zeit zu verbringen.“