Egmont – mit diesem Trauerspiel von Johann Wolfgang von Goethe wurde am 6. Mai 1876 das neue Magdeburger Stadttheater an der Kaiserstraße eröffnet. 1.200 Zuschauern bot das Haus Platz, dessen Bühnenmaschinerie von einer Darmstädter Firma erstellt wurde, die auch für Richard Wagners Bayreuther Festspielhaus tätig war.
Für die damalige Struktur typisch, wurde das Theater in drei Sparten – Oper, Operette und Schauspiel – gegliedert. Der erste Theaterdirektor und zugleich auch Oberregisseur wurde Friedrich Schwemer. Dieser musste bereits im darauffolgenden Jahr den Hut nehmen, da er aufgrund eines überzogenen Gagenetats und pompösen Ausstattungen die Schulden des Hauses auf damals 120.000 Mark anwachsen ließ, heißt es in Friedemann Krusches Buch „Theater in Magdeburg“. Sein Nachfolger Ludwig Ubrich setzte auf schlichtere Aufführungen und Sparmaßnahmen. Elf weitere Direktoren sollten noch folgen.
Große Namen standen auf dem Spielplan des Stadttheaters: Goethe, Schiller, Shakespeare, Ibsen, Wagner, Verdi, Lortzing, Mozart, Puccini und Strauss. Opern gewannen zum Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr an Gewicht. Die letzte Aufführung war „Figaros Hochzeit“, bevor auf Weisung Joseph Goebbels am 1. September 1944 alle Theater geschlossen wurden. Eine Wiedereröffnung war nach den Luftangriffen 1945 nicht mehr möglich. Die Ruine des Stadttheaters wurde 1958 gesprengt, die Steine wurden zum Aufbau anderer Gebäude genutzt. (th)