Haushalt – war das nicht mal Frauensache? Diese Vorstellung wird unter heutigen Wertsetzungen in vorsintflutliche Zeiten oder maximal ins vergangene Jahrhundert verbannt. Männer sind heute haushaltsintegrierte Wesen. Die chauvinistische Unterstellung, dass Frauen für das Tagesgeschäft im unmittelbaren Lebensraum über ein besonderes Gen verfügten, sind Geschichten aus Zeiten, als man noch dem Kaiser zujubelte. Nun ganz so einfach scheint es nicht zu sein. Die Tradition der Arbeitsteilung, bei der sich ein Mann aus Reinigungs- und Pflegearbeiten von Wohnräumen und Kleidung heraushält, wirkt an vielen Stellen nach.
Insbesondere die Älteren unter uns, vorzugsweise im Ruhestand lebend, überlassen ihren Partnerinnen nach wie vor gern das Feld in der Küche. Kochkünste, Reinigungsfähigkeiten für Wäsche und Wohnräume sind in der Generation 60 Plus bei Männern oft defizitär ausgebildet. Mann musste sich um solche „niederen“ Tätigkeiten kaum kümmern. Das bisschen Haushalt macht doch die Gattin. So war es Jahrhunderte lang festgeschrieben. Wenn die Partnerin jedoch mal für längere Zeit ins Krankenhaus muss oder gar früher ins Jenseits übertritt als der Hausherr, wird die Not für die Notwendigkeit oft groß. Folgen unterentwickelter Haushaltsfähigkeiten können mangelnde Hygiene und einseitige Ernährung sein. Der moderne junge Mann ist da viel besser dran, auch weil seine Vorfahren langfristig strategisch vorgebaut haben. Historisch kann nämlich das männliche Geschlecht als der gesehen werden, der Frauen von den Ketten der Hauswirtschaft befreite. Die meisten technischen Gerätschaften, die heute selbstverständlich zum Hausrat gehören, gehen nämlich auf das Tüftlerwesen des Mannes zurück. Waschmaschine, Elektroherd, Mikrowelle, Staubsauger, Spühlmaschine, elektronische Küchenhilfen u.v.a.m. haben Ingenieure und Erfinder konstruiert. Was einst der Hausfrau den Arbeitsalltag erleichterte, kommt nun auch der Männerwelt zugute.
Und die eigentliche Hauswirtschaftsrevolution steht noch bevor. Mittlerweile erobern immer neue Automaten und Robotertechnik das Heim. Außerdem kann Haushaltselektronik immer öfter angeschlossen ans Internet per App ferngesteuert werden. Schon heute prophezeit man den intelligenten Kühlschrank, der via Internet verbrauchte Lebensmittel nachordert. Heizungssysteme lassen sich über das Smartphone steuern und Roboterstaubsauger befreien den Fußboden von Schmutz und Fusseln während man seinem Broterwerb nachgeht. Bei derart viel technischem Einsatz ist im Haushalt das technische Verständnis des Mannes gefragt. In der Verteilung solcher Kompetenzen haben die Herren den Damen immer noch einiges voraus. Das bisschen Haushalt macht sich also irgendwann wirklich von ganz allein, vorausgesetzt man beherrscht die komplexe computergesteuerte Bedienung und entsprechende Internetprotokolle.
Nur die Waschmaschine, mit ihr wollen sich Männer nicht richtig anfreunden. Schon die Waschprogrammauswahl bereitet ihnen Probleme und ans Trocknen, Bügeln oder Wäschelegen möchten sie erst gar nicht denken. Aber auch dafür gibt es sicher bald vollautomatische Lösungskonzepte. Wahrscheinlich gehören dann auch Zwangsneurosen wie Putzfimmel oder ähnliches zu den Geschichten aus längst vergangenen Zeiten. (tw)