Einst sangen wir in unbeschwerten Kindertagen den Gassenhauer: „Wasser ist zum Waschen da. Valleri und Vallera! Auch zum Zähneputzen kann man es benutzen!“ Textautor und Komponist dieses „Wasser verherrlichenden“ Krampfliedes bleiben wohl für immer unbekannt. Schade eigentlich.
Diesen „Song of Water“ habe ich gerade meiner Enkelschar vorgesungen und diese hat es begeistert gelernt und trällert es nun immer dann, wenn sie irgendwie mit Wasser in Berührung kommt. Das passiert öfter als man denkt. Gott sei Dank. Doch noch einmal zu meinen unbeschwerten Kindertagen. Ich erinnere mich sehr gern an jene gusseisernen Pumpen auf den Straßen. Diese Pumpen ragten wie Monumente aus dem Straßenpflaster in den sommerlich staubigen Himmel. Sie waren für mich so eine Art Denkmal für den Gott des Wassers.
Nach körperlich anstrengendem Spiel in große Hitze gingen wir mit großem Durst an diese Pumpe. Meistens zu zweit malträtierten wir den riesigen Pumpenschwengel, da die Kraft es allein zu tun, nicht ausreichte. Wir pumpten und pumpten. Aber der Schlund des Wassergottes weigerte sich, das kühle Nass auf das Pflaster zu speien. Dann aber hatte er Erbarmen. Nach etwa dem fünfzigsten Mal Vorpumpen gab er sich geschlagen. Das Quietschen des Pumpenschwengels wurde plötzlich übertönt und zwar vom Schwall des köstlichen Nasses, das kraftvoll auf den Fußweg klatschte. Dann war Schichtwechsel. Die beiden, die pumpten und pumpten durften zuerst die kleinen Hände zu einer Art Schale formen, sie unter den Pumpenstrahl halten und dann endlich trinken.
Noch heute erinnere ich mich an diesen erlösenden Augenblick. Ähnlich dem heutigen Gefühl, wenn ich bei großer Wärme ein kühle Flasche Bier öffne und dann… AH! Und eines habe ich lernen müssen: Gegen Durst hilft Wasser aber gegen Bierdurst hilft eben nur Bier. Aber Bier in seiner Konsistenz besteht eben auch zu 99% aus Wasser. Wenn dann aber auch noch Hopfen und Malz verloren sind, könnte es sich um „Öttinger“ handeln.
Aber was lehrt uns dieser Fakt? Ohne Wasser kein Bier. Wasser ist und das weiß wohl jeder die Grundlage jeglichen Lebens. Und so werden wir jeden Tag martialisch aufgefordert mit dem Verbrauch von Wasser sparsam umzugehen. Gut – denke ich mir – ich mache mit. Duschen statt Baden. Das geliebte Auto nicht mehr zu Haus mit dem Schlauch waschen. Mit Regenwasser die Pflanzen nässen. Man spart und spart und spart Wasser.
Doch plötzlich bemerkt man, dass sich die durstige Katze selber in den staubigen Schwanz beißt. Wenn man also Wasser spart, dann rattert die Wasserzähleruhr im Keller nicht mehr so schnell. In den Wasserwerken wird weniger Trinkwasser produziert, aber die Produktionskosten bleiben stabil. Also haben die Wassermacher nur eine Chance: Die Wasserpreise werden zur monetären Flut. Sie steigen. Je mehr wir sparen, desto teurer wird das so lebenswichtige Nass.
Aber es gibt ja nicht nur Wasser. Es gibt auch noch eine andere Form des Wassers. Nämlich wenn das Wasser kein Wasser mehr ist, sondern Abwasser. Und das produzieren wir. Also diejenigen die sich mit Wasser waschen oder es trinken. Da staunt man schon, wenn man auf die Nebenkostenabrechnung schaut. Abwasser ist fast dreimal so teuer wie Trinkwasser und das gerade hier im Osten des Deutschen Vaterlandes. Oh Gott der Verständnisgebung, hilf! Oft sind hier viel zu groß ausgelegte Kläranlangen ursächlich. Nicht vorhandenen Sachverstand der Abwasserverbände bezahlen wir Wasserverbraucher mit hohen Abwassergebühren. Das müssen die mir mal erklären. Die kennen sich doch mit „Klären“ aus. Oder auch nicht. Doch ich werde weiter Wasser sparen. Ich gieße meine Blümchen, die da alle Durst haben ab Heute mit „Öttinger! Na dann, all ihr Blümelein, Prost! Herzlichst, Euer Frank Hengstmann